Hans Unstern

The Great Hans Unstern Swindle

Staatsakt/Rough Trade

Die moderne junge Frau, entnehme ich trendbestimmenden Lifestyle-Organen wie „Die Zeit“ und „Wild und Hund“, wünscht sich vom modernen jungen Mann wieder mehr männliches Selbst- und Körperbewusstsein und weniger weichlichen Selbstzweifel. Nicht das überzüchtete Einfühlungsvermögen des metrosexuellen Mädchenverstehers ist gegenwärtig gefragt, sondern die erotisch animierende Rücksichtslosigkeit des brünftigen Rüpels. Ist Hans Unstern mithin ein hoffnungslos gestriger Fall? Mit geschmeidiger Stimme quengelt er sich tief in die Ohren hinein; seine Texte strotzen nur so vor emotionaler Offenheit und manischer Geständnislust. Gleich das erste Lied seines neuen Albums ist beispielsweise einem bei Männern gern geleugneten Gefühl gewidmet: „Ich schäme mich“! Diesen Satz singt Hans Unstern so lange, bis man sich selber für ihn zu schämen beginnt: Zu Maultrommel und Tuba, schepperndem Schlagzeug und sämigen Streichern schüttet er sein Herz aus und bekennt sich zu seinen Fehlern.So ist es auf allen acht Stücken auf  „The Great Hans Unstern Swindle“ – und jedem hört man sofort an, dass sie geschwindelt sind. So fragil und zugleich artifiziell sind die Texte, so authentisch und zugleich manieriert klingt die Musik, dass es nur gelogen sein kann: Unstern singt wie ein ausgebuffter Althippie, der junge Mädchen so lange mit pseudoauthentischem Kram vollzulabern versteht, bis sie sich vor lauter Sich-gut-aufgehoben-Fühlen willig zum Geschlechtsverkehr werden. Glänzend versöhnt er auf diese Weise alte und neue Männlichkeitsbilder, den ehrlich empfindsamen Typen und den bewunderungswürdigen herumlügenden Frauenhelden: Hans Unstern ist ein Meisterdialektiker der Übertölpelung, der neue Superstar des konzeptuell unseriösen Wahrhaftigkeitspop. Der Mann der Stunde!