Hayden – In Field & Town :: Außergewöhnliche Songs vom Multi-lnstrumentalisten aus Ontario

Es gibt Debüts, die vergisst man nicht. Nicht weil sie insgesamt so großartig auftraten, sondern weil da dieser eine kleine große Moment für immer blieb. „When This Is Over“ hieß dieser Moment 1995 auf „Everything I Long For“, dem ersten Album von Hayden Desser. So fassungslos wie emphatisch nahm er da in der Rolle eines zu Tode kommenden Kindes auf dem Rücksitz eines Autos Platz, das nicht wieder auftauchen soll. „My chin’s up, going under, you still sleep, baby brother, I’ll wake you up when this is over…“ — Die Sujets sind jetzt, auf seinem fünften Studioalbum, weniger extrem, abgesehen vielleicht von dieser surreal ausfransenden Geschichte um einen „Lonely Security Guard“, der den Ertappten mit einem Papierschwert stellt.

Ansonsten findet Desser reichlich Besonderes im Alltäglichen und hält dann einfach drauf wie ein guter Regisseur – nah genug dran, ohne die nötige Distanz aufzugeben. Gleich mit dem Titelsong gelingt ihm ein etwas anderes Take It Easy als fein schwingende Hymne für fragile Zwischenzeiten. Und mit „The Van Song“ ein tänzelndes Liebeslied, eine allem trotzende Begegnung: „And we did it for the lovers who were blind/ And we did it for the others left behind/ With each other, we recovered in the night.“

Desser kann aber auch anders, im wunderbaren Piano-Stück „Damn This Feeling“, im traurigen Nachklapp „Barely Friends“. Vor allem aber mit „Worthy Of Your Esteem“, das der Vorstellung von Pop so nahe kommt, wie es ihm möglich ist. „A scientist on TV said aliens will be the big discovery of this Century“, singt er, „and you must be very pleased/ This finally could mean there’s someone you can deem, worthy of your esteem…“

Doch zitierbare Texte bleiben bestenfalls Poesie, wenn die Musik sie nicht so zu tragen vermag wie hier. „In Field & Town“ ist das Werk eines Multi-Instrumentalisten, der über zwei Jahre sammelte, sichtete, spielte und dabei in „Where And When“ auch mal einen schief-synkopierten Beat stehen lässt, der eine Band kaum überlebt hätte. Darüber hat er sich ein Ohr für lohnende Gast-Auftritte bewahrt. Für das Vibrafon in „More Than Alive“, ein bisschen Trompete und Pedal-Steel oder für die Harmonie-Stimme von Holly Throsby im akustischen „Weight Of The World“. Man darf übrigens nicht nu r hier (und vor alle m bei „Did I Wake Up Beside You?“) gern „Neil Young“ flüstern. Flüstern, nicht rufen. Hayden Desser darf das, von Landsmann zu Landsmann.

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