Heather Nova – Wonderlust

Warum nur sind Live-Alben so beschissen konsequent im Orkus der Publikumsgunst gelandet? Da hat man doch mal richtig drauf gewartet, das war doch mal die Matura für jeden Musiker! Lag das denn wirklich bloß daran, dass die Dinger nicht immer so geklungen haben wie die schlecht gemasterte Raubkopie der letzten Studio-CD? Gottlob aber erreichen dann und wann noch Konzertmitschnitte die Plattenregale, über denen gar nicht der Wegweiser „Jazz“ oder „Oldies“ prangt Und zum großen Glück des mutigeren Teils der Konsumentenschar lassen sich dabei noch Entdeckungen tätigen, auch – oder gerade – wenn man kein erklärter Fan von Lynyrd Skynyrd oder den Rolling Stones ist. Dass dies nun allerdings ausgerechnet einer Heather Nova, verhuschte Pop-Sirene mit einer Stimme, die den Rezensenten stets willkommenen Anlass zum Fingerzeig auf die geflügelten himmlischen Heerscharen bot, gelungen ist – damit war nicht zu rechnen. Hatte die zierliche Schönheit, von den Eltern bis zum 15. Geburtstag im Segelboot auf den Meeren von der bösen Welt ferngehalten, nicht zuletzt noch im Duett mit einer Cellistin kaum mehr von sich reden gemacht? Und nun plötzlich die 14 live eingespielte Songs, bei denen es rockt und rollt und zuweilen mächtig knirscht im Gebälk. Keine Brise, eher schon ein kleiner Orkan auf der Sonnenterrasse. Arabesk gestrickt, aber doch mit mächtigem Druck in die Arenen geschleudert.

Die Suche nach Vergleichbarem führt nur einmal zum Erfolg. Tori Amos hat mit ihrer Live-CD von „Venus“ ein so ähnliches wie ähnlich schönes Kukucksei ins warme Nest der Studiohocker gelegt. Wer von beiden auf der Ziellinie vorne liegt, bleibt unwichtig. Uns genügt die Gewißheit, dass es sich noch immer manchmal lohnt, ein Konzert für die Nachwelt zu erhalten.

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