Heinz Helle :: Eigentlich müssten wir tanzen

Weltuntergangsroman von Heinz Helle, dem der nötige Ernst abhanden gekommen ist

Fünf alte Schulfreunde verbringen ein Wochenende in einer Berghütte. Kurz vor der Rückfahrt geht die Welt unter. Das Protokoll des namenlosen Ichs setzt ein, da sind sie schon einige Wochen unterwegs auf der verbrannten Erde und moralisch verkommen. In der zweiten Szene vergewaltigen sie bereits eine Frau. Helle findet ein paar verstörende, mit der Ästhetik des Schreckens kokettierende Bilder, aber die emotionsarme Beschreibung des längst abgestumpften Erzählers nimmt ihnen etwas von ihrer Wirkung. Vor allem aber agieren seine Figuren kopflos und chaotisch. Man versteht sie einfach nicht bzw. versteht man sie nur zu gut, wenn man erst mal herausgefunden hat, was Helle bezwecken will. Das Buch hat eine zentrale These: Es beschwört die totale Vertierung des Menschen nach dem Fall der zivilisatorischen Schranken. Das apokalyptische Szenario dient nur als Material zur Veranschaulichung dieser These. Und genau das ist das Problem. Helle nimmt das Genre nicht ernst genug, und so unterlaufen ihm zu viele Ungereimtheiten, die der Kunst dann im Wege stehen.

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