Hot Chip

„Freakout/Release“

Domino (VÖ: 19.8.)

Ein Feuerwerk der Dancefloor-Geschichte

Seit über zwanzig Jahren ist die Londoner Electro-Band um den Professorensohn und Produzenten Alexis Taylor nun unterwegs. House Music für Kopfstarke, Tanzbares für Connaisseurs heißt die Mission. Ungewöhnlich stabil gebaut in diesem flüchtigen, von allerlei Projekten und Alter Egos geprägten Genre, sind Hot Chip bereits beim achten Album angekommen. Taylor wiederum befährt zwischendurch diverse Nebengleise, wie etwa seine Tracks mit dem Köln/Berliner Studiocrack Justus Köhncke (Ex-Whirlpool-Productions).

Nicht zu schnell, nicht zu langsam

Nun also „Freakout/Release“. Ein Titel, der an die feurige Funk-Ära von Parliament erinnert – und teilweise auch so klingt. Die fünfköpfige Crew meditiert über die Synkopen und Breakbeats der 70er-Jahre, ohne ein Retro- oder gar Nostalgia-Werk im Sinn zu haben. Bereits die vorab veröffentlichte Single „Down“ ist eine geschmackvoll unrunde Disco-Nummer. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Erwachsenen-Dance. Und auch die Hinwendung zum Pop bedeutet hier keinen Frevel, sondern Vintage-Entertainment der gehobenen Liga. Ein Sampling-Motiv kommt vom hypnotischen Partykracher „More Than Enough“ der US-Formation Universal Togetherness Band, die Ende der Siebziger in New York eigenwillige Alternativ-Tracks kredenzte.

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Man muss sich Hot Chip wie ein exklusives dänisches Möbelhaus vorstellen – nur dass es hier nicht um Sessel von Arne Jacobsen geht, sondern um geschwungene Pop-Entwürfe. Wer den Song „Eleanor“ hört, wird in den netten Clubs dieser Welt dezent mit dem Fuß wippen, in weißen Jeans und fliederfarbigem Polohemd. Die punktuelle Zusammenarbeit mit dem belgischen Duo Soulwax auf „Freakout/Release“ sagt: Da weiß aber einer Bescheid! Die Gefahr bei solchem nerdig-jungsartigen Pop-Historien-Kennertum ist, dass zwar alles richtig zitiert wurde, das Resultat aber am Ende zu einem kalten Stern wird. Quasi in Perfektion gestorben. Davon kann hier keine Rede sein. Taylors Team beackert zwar die Klassiker, aber auf spontane und crazy Weise.