Howe – The Listener :: Thrill Jockey

Vor Howe Gelbs Soloalbum „Confluence“ schien die Regel zu sein, dass das Zerschossene, Fragmentarische den eigenen Namen trägt, die etwas fertiger wirkenden Stücke aber unter Giant Sand erscheinen. Doch spätestens das neue Werk „The Listener“ straft diese Theorie Lügen. Dies ist vielleicht Gelbs vollständigstes Album überhaupt.

Die Liste der Mitmusiker ist lang. Neben der Handsome Family, Nie Luca und natürlich Joey Burns und John Convertino stammen dieses Mal viele der Musiker aus Dänemark, wo ein Großteil der Songs auch aufgenommen wurde.

Schon zu Beginn wird im Instrumentalstück „Glisten“ deutlich, wohin die Reise zunächst geht: in Jazz und Symphonik. Die ersten Zeilen, die Gelb singt, sind programmatisch: „The piano is steeling Lou Reed licks/ Licks that he probably stole/ Wish they were Duke Ellington’s/ Like I wish we never get old.“ Der Titel des Songs: „Felonius“, wohl in Anlehnung an Thelonius Monk, dessen Sinn für verquere Rhythmik Gelb teilt Gelbs Fähigkeiten am Piano waren ja schon öfter mal zu bewundern. Doch nie spielte er schöner als hier.

Es ist ein Sound wie ein Spätsommertag. Das Klavier, Streicher-Tupfer, Besenschlagzeug, Chet-Baker-Trompete, ein wundervoll schräges Saxofon, Latin-Einflüsse und diese Stimme, bei der einem jetzt erst auffällt, dass sie am besten zu einem Pianisten in einer verrauchten Bar passen würde. John Henrys „Scar“ und Bob Neuwirths Havanna Midnight“ fallen einem ein. Mittendrin steht etwas deplatziert der Wüsten-FoIk von „Cowboy Boots“, der allerdings in der zweiten Hälfte des Albums wieder auftaucht Damit ist zwar das anfangliche Konzept zerstört, nicht aber die Stringenz. Am Ende steht eine wundervolle kammermusikalische Suite, durch die ab und zu ein bisschen Elektronik schreddert. So kennen wir den Mann.

Auf „The Listener“ hat sich Howe Gelb zusammengerissen. Doch in ihm brodelt es.

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