Iggy Pop

Post Pop Depression

Der Punk-Pionier verwaltet mit Josh Homme seinen Ruhm

Der neue ROLLING STONE: Titelgeschichte – Iggy Pop und Josh Homme.

Es gab eine ziemliche Geheimniskrämerei um die Zusammenarbeit von Iggy und Josh Homme. Seit Janu­ar 2015 will man an dem Album gearbeitet haben. Aber was heißt schon „Arbeit“. „This job is a masquerade of recreation“, singt Iggy in „Sunday“, einer kuriosen, mit ihrem discohaften Drum-Track und dem Erkennungsriff beinahe an „I Was Made For Lovin’ You“ erinnernden Beschwörung seines Lebens­sonntags.

So ganz sicher, was passieren wird, wenn er zur Ruhe kommt, scheint er sich noch nicht zu sein. „I’ve got it all/ And so what now?“ Der Tod selbstredend, den der Song dann schon mal vorwegnimmt mit seinem schmalzigen String-Appendix: Iggys ironische Himmelfahrt.

Mehrfach geht es in diesem Alterswerk um den Status des Künstlers, der alles gesagt hat und nur noch seinen Ruhm verwaltet, am unerbittlichsten in „American Valhalla“. In diesem mit Vibrafon und Steel-Drum etwas eigenwillig instrumentierten Stück arbeitet er sich am eigenen Legendenstatus ab. Sein Fazit ist wenig optimistisch: „I’ve nothing but my name.“

Zu diesen melancholischen Alterskontemplationen passt seine Gesangsdarbietung, diese schon bei den letzten Solo­alben erprobte Kombination von rudimentärstem Crooning und jenem kurzatmigen Sprechgesang, der auch Johnny Cash die altersweise Gravität bescherte. Partiell trifft er den coolen Bariton der „American Recordings“ ziemlich genau. Und wo Rick Rubin den passenden Americana-Kontext schuf, sorgt Homme für etwas Desert-Ambiente.

Natürlich gibt es auch wieder die eine oder andere Hommage an den verstorbenen Freund, Mentor und Konkurrenten, am offensichtlichsten in „Gardenia“. Dieser leicht angefunkte Bass, die New-Wave-Schrabbelgitarre und die geziert-unterkühlten Gesangslinien – nur beschwört hier keiner mehr sein „China Girl“, sondern eine „black goddess in a shabby raincoat“.

„Post Pop Depression“ ist kein schlechtes Album, aber es war vielleicht ganz gut, dass man nicht so früh davon wusste: Man hätte zu viel erwartet.