Imperial Drag – Imperial Drag

Britpop my ass! Da wähnen sich einige Vertreter dieser Spezies in illusionärer Selbstverkennung bereits in Beatles-Gefilden und sind vor lauter Betriebsblindheit nicht einmal in der Lage, auch nur annähernd so nach Pop zu klingen wie etwa die genialen Move, die göttlichen Mott The Hoople, die himmlischen T. Rex oder die sträflich unterbewerteten British Lions. Nein, da braucht es erst ein paar abgedrehte, aber Pop-geschichtskundige Amis, um den verstiegenen Brit-Lemuren zu zeigen, wo ihre Wurzeln liegen.

Imperial Drags Wurzeln liegen in Pleasanton/Kalifornien, wo Bandleader Roger Joseph Manning jr. seine ersten Pop-Gehversuche in der Band Beatnik Beach unternahm. 1990 zogen er und Partner Andy Sturmer nach San Francisco, um die Welt von dort aus mit dem „puren Pop“ (US-ROLLING STONE) ihres Projekts Jellyfish zu beglücken. Doch nach zwei superben LPs hatte Manning seine Hippie-Flower-Power-Obsessionen ausgelebt und war zu dem Beschluß gelangt, fortan die Welt realistisch zu betrachten.

Also tat er sich Anfang 96 mit dem Jellyfish-Tourgitarristen Eric Dover zusammen, holte Drummer Eric Skodis sowie Bassist Joseph Karnes dazu, taufte die neue Formation Imperial Drag und schrieb nun Songs über fiese Drogendealer („Spyder“), die Geschlechter-Konfusion („Boy Or A Girl“) und die Welt im Allgemeinen und Besonderen („Stare Into The Sun“). Verpackt haben Imperial Drag die neue Weltsicht ihres Frontmanns in allerfeinsten Glam-Rock – die Gitarren fahren via Tapeloops Achterbahn, die Fuzz-Bässe kommen direkt aus der Hölle, bei den Drumrolls muß Keith Moon seine Hände im Spiel gehabt haben, und Sänger Eric Dover changiert zwischen Punk, Brat und gefährlichem Schreihals. Das Ganze, abgerundet von Keyboard-Kabinettstückchen und Chören direkt aus dem LSD-Himmel, summiert sich zu einem Werk, auf das der Rezensent von den „Popstars“ des Vereinigten Königreichs immer noch geduldig wartet. Und wartet, und wartet, und wartet…

PS: Wie gut Imperial Drag ihre Pop-Lektionen gelernt haben, verrät zum Beispiel der Song „Overnight Sensation“, eine vom Titel und von der Musik her absolut perfekte Hommage an eine andere große amerikanische Popband, die, wäre nicht vielerlei schiefgelaufen, in den frühen Siebzigern mit neunzig Prozent der „British Invasion“-Combos die Konzertbühnen aufgewischt hätte. Ihr Name lautet: The Rasperries.

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