Inga Rumpf – In The 25th Hour
Zweimal Hamburger Urgestein, wobei man Inga Rumpf (Frumpy, Atlantis etc.) der breiteren Öffentlichkeit wohl kaum noch vorstellen muß. Seit 30 Jahren im Biz, hat sie alle Höhen und Tiefen des Musikerdaseins durchlebt und ist sich dabei leider auch nicht selten selbst im Weg gestanden.
„In The 25th Hour“, ihr zweites Album mit dem virtuosen Pianisten Joja Wendt und dessen in Gänze akustisch besetzter Band, offeriert 14 Titel: acht aus Ingas Feder und sechs Coverversionen, von denen man „Summertime“ und „Unchain My Heart“ von vornherein als überflüssig abhaken kann. Ansonsten aber groovt und rockt das Album, die fünfköpfige „Power-Brass Section“ macht mächtig Dampf, und wenn Inga den Mund aufmacht, dann herrscht bei ca. 99,8% der Konkurrentinnen – egal ob von der Insel oder aus den USA – nur noch ehrfürchtiges Staunen und Schweigen.
Inga hatte mehrfach die Wahl der fetten Lösung und könnte längst ein household name in der westlichen Hemisphäre sein, doch hanseatisch stur ging die Kapitänstochter stets eigene, verschlungene Wege. Das sei ihr unbelassen, und „In The 25th Hour“ ist gewiß kein schlechtes Album. Doch wenn man weiß, daß bei ihr auch ein großes Wurf wie etwa „Till Mama“ von Etta James drin wäre, dann fragt man sich doch, warum man sich mit Lachsersatz statt Kaviar begnügen soll. Ebenfalls seit 30 Jahren aktiv ist der Bluesgitarrist und -Sänger Abi Wallenstein. Der in Jerusalem geborene Musiker kam 1965 nach Hamburg und ist hier seitdem eine Konstante. Egal, ob er – nur aus Bock als One Man Band das Gewusel einer Fußgängerzone zum Stillstand bringt oder bei einem Festival die Headliner uralt aussehen läßt, Abi Wallenstein weiß immer mit seinem ganz eigenen Gesangs- und Gitarrenstil zu faszinieren.
Wie auch auf diesem Album, wo er etliche Blues-Klassiker einer verblüffenden Frischzellenkur unterzieht und mit zwei Eigenkompositionen klarstellt, daß er sich vor seinen Heroen wie Leadbelly oder John Lee Hooker nicht zu verstecken braucht. Begleitet wird Abi wahlweise von den beiden Harp-Assen Steve Baker und Henry Heggen und auf elf der zwölf Songs von dem unglaublich swingenden Schlagzeuger Christoph Buhse. Fazit: feinster alter Wein in neuen Schläuchen.