Innocents :: Der Elektro-Eigenbrötler gibt den Ensemble-Chef im Nachtclub
Moby hat nachgedacht. „Wir haben 2013, und nur sehr wenige werden sich das elfte Album eines 47-jährigen Musikers anhören. Die Zahl der Menschen wiederum, die dieses Werk von Anfang bis Ende durchhören, lässt sich an zwei Händen abzählen“, sagte er dem Web-Magazin salon.com. Diese Ansage ist natürlich angesichts von Millionen verkaufter Platten recht kokett. Gleichzeitig beschreibt sie recht treffend die Marschrichtung des umtriebigen Veganers, der zuletzt in allerlei Richtungen wirkte -als Restaurantbetreiber, Fotograf und Tierschützer. Jedenfalls befand es Moby nicht mehr als sinnvoll, einsam im New Yorker Heimstudio an musikalischen Entwürfen zu basteln. Er wollte Interaktion, wechselte nach Los Angeles und holte sich mit Mark „Spike“ Stent erstmals einen Produzenten ins Boot. Der Eigenbrötler wird zum Ensemble-Chef.
Mit Cold Specks, Skylar Grey, Inyang Bassey, Mark Lanegan, Folk-Sänger Damian Jurado oder Wayne Coyne von den Flaming Lips hat er eine schillernde Gästemischung geladen. Diese „Unschuldigen“ oder auch „Unvorbelasteten“ bitten nun zur elegischen Songrevue. „Everything That Rises“ als instrumentale Ouvertüre öffnet den Raum für sanft schwebende Downbeat-Elegien. Pink Floyd oder auch Massive Attack hatten einst Ähnliches im Sinn, der Track „Sounds“ erinnert daran. Mit seiner glockenhellen Stimme schwelgt Damien Jurado über eine mit Gitarrensprengseln versetzte Synthiefläche. Es geht ruhig, sehr ruhig zu, wenn die Pianotöne in „Going Wrong“ zur leisen Symphonie werden, die in Wayne Coynes hübsche Lagerfeuerhymne „The Perfect Life“ übergeht. Auch die Groove-Tracks für Skylar Grey und Souldiva Inyang Bassey tupfen sich kunstvoll montiert durch den unteren Midtempo-Bereich.
Man muss sich den 2013er Moby als Nachtclubbesitzer alter Schule vorstellen, der seine illustre Truppe auf allerlei Instrumenten durch ausgefeilte (Elektro-)Songs begleitet. Die Gäste sitzen an Tischen und werden vorzüglich unterhalten. Eine retromoderne Definition von Pop für Erwachsene. (Embassy Of Music)
