Into The Grove :: ROLLING STONE-Special

MADONNA 1983

Daß die kleine Tänzerin mit dem „Holiday „-Song etwas so Besonderes werden würde, konnte kaum einer ahnen: Spuren der damaligen Breakdance-Mode, eine schmuckbehangene Disco-Maus, die ihr tolles „Lucky Star“ allerdings selbst komponiert hatte. Eine Platte, die sich klar ans Tanzpublikum richtet, in dieser Hinsicht aber eine der besten der Zeit. 3,5

LIKE A VIRGIN 1984

Damals eine Sensation, doch beim Wiederhören verliert sich die Faszination: Achtziger-Jahre-Synthesizer, monotone Disco-Klopfer wie „Over And Over“, Madonnas Stimme bei den Hits „Material Girl“ und „Like A Virgin“ so grotesk in die Höhe verzerrt, daß es klingt, als hätte sie Helium eingeatmet. Dagegen reif und zeitbeständig: „Love Don’t Live Here Anymore“, eine von Madonnas besten Balladen. Auch gut: „Dress You Up“. 3,5

TRUE BLUE 1986

Fast jeder der neun Songs ein Hit, wie üblich wurde Madonna der Banalität bezichtigt. Bei „Papa Don’t Preach“ und „Live To Tell“ durchaus zu Unrecht. „True Blue“ und „La Isla Bonita“ definierten einmal die Tanzmusik des gesamten Jahrzehnts, „Open Your Heart“ liegt zwischen den beiden Kategorien „nachdenklicher Schmachtfetzen“ und „Disco-Feger“. 3

LIKE A PRAYER 1989

Zeit für das ernste Album: Madonna bilanziert die chaotische Ehe mit Sean Penn („Till Death Do Us Part“), das Verhältnis zu ihren Eltern („Promise To Try“, „Oh Father“) und die katholische Erziehung. Auch musikalisch eine deutlich eloquentere Phase: Der Titelsong beispielsweise changiert wundervoll zwischen Himmels-Szenerie und Kirchweih-Tanz hin und her. „Express Yourself“ bleibt inhaltlich und Beat-technisch eines ihrer energischsten und erotischsten Stücke, einige Füller fallen dem gegenüber erst recht auf. 3,5

I’M BREATHLESS 1990

Eine Stilübung am Höhepunkt der Karriere, ein ähnlicher Gag wie Robbie Williams‘ Sinatra-Anfall: Neben vier Stücken aus dem „Dick Tracy“-Film singt Madonna weitere handgefertigte Big-Band-Schlager, potenziert ihr Image-Spiel auf die 4Oer-Jahre-Comic-Ebene. Wurde bei der Greatest-Hits-Findung immer ignoriert, nur „Vogue“ bricht aus dem Konzept aus – und trifft so genau ins Ziel wie wenige ihrer Singles. 1,5

EROTICA 1992

Wunderbare fließende und sinnliche Sounds von Shep Pettibone und Andre Betts, heute als Dre bekannt. Die Produzenten und Songschreiber entfesselten „das Tier in mir“, so Madonna über die Sessions. Das companion piece zum „Sex“-Buch, doch weniger gezwungen und ein wahrlich lustvolles Konvolut aus elektronischen Soul-Soundscapes, Wispern und Maunzen. Erotisch. 4

BEDTIME STORIES 1994

Ein Dokument der Krise, falls es bei Madonna so etwas gibt. Dallas Austin, Nellee Hooper und Babyface kamen nach der Gymnastik zum Songschreiben und Produzieren vorbei, aber an Madonnas Bettgeschichten waren nicht mehr so viele Menschen interessiert. Dabei sind Songs wie „Survival“, „Human Nature“ und „Sanctuary“ recht erwachsen. Falls es bei Madonna so etwas gibt. 2,5

RAY OF LIGHT 199S

Hier kamen viele günstige Umstände zusammen: Nach dem „Evita“-Musical ist Madonnas Gesang so kraftvoll und farbig wie nie zuvor, das Liedmaterial ist hervorragend, und mit William Orbit hat sie einen Produzenten, der Techno-Bums und flügelleichten Pop brillant zusammenführt. Die östliche Frömmigkeit bringt eine überraschend angenehme transzendente Note. Leider fehlt der Soundtrack-Song „Beautiful Stranger“, ihre beste 9Oer-Single. 4

MUSIC 2000

Das Album mit dem Hut. Nach dem eindrucksvollen Auftakt mit dem modernistischen, wenn auch einfältigen „Music“ kommt wenig Beachtliches: elektronische Sperenzchen von En-Vogue-Produzent Mirwais Ahmadzal, eine Arbeit mit Schwager Joe Henry und – auf der deutschen Ausgabe des Albums – die ältere Single „American Pie“.3

AMERICAN LIFE 2003

Der Titelsong beginnt wie ein großartiger Jahrhundert-Smash – und endet mit einem doofen Rap. Nicht einmal die Illusion von Dringlichkeit kann Madonna den meisten dieser Lieder einhauchen – Mirwais‘ Cut-up-Gitarren klingen klinisch, vom Leben, das der Titel verspricht, handelt diese Platte nicht. Die Pflichtübung einer Familienmutter. 2

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