Irvine Welsh :: Skagboys

Irvine Welsh hat ein Prequel zu seinem Debüt „Trainspotting“ (1993) geschrieben. Das ist schon das zweite Mal, dass er in die Welt seines bes­ten und bei Weitem erfolgreichsten Werkes zurückkehrt. Bereits 2002 schrieb er das Sequel „Porno“, das zwar durchaus unterhaltsam war, aber zugleich zeigte, dass er dem Original nicht wirklich viel hinzuzufügen hatte. „Skagboys“ (skag ist Slang für – was sonst – Heroin) scheint da in seiner Genese das interessantere Buch, denn große Teile des Textes sind bereits während der Arbeiten an „Trainspotting“ entstanden und waren somit zumindest in der Gedankenwelt des Autors schon immer Teil der Geschichte. Man kann ihm quasi bei der Entwicklung seiner Charaktere über die Schulter schauen, erfährt, wie Renton und Sick Boy dem Heroin verfielen und taucht tiefer in die sozialen Hintergründe ein, die „Skagboys“ als ziemlich episches Sittenbild der Gesellschaft zu Zeiten des Thatcherismus erscheinen lassen. Die Dialoge sind – großenteils auch in der deutschen Übersetzung von Daniel Müller – geschliffen und urkomisch und es gibt grandiose Passagen wie etwa den Prolog, in dem Renton berichtet, wie er seinen Vater Davie 1984 zum Bergarbeiterstreik vor der Kokerei in Orgreave begleitet. Doch über längere Strecken – und die Strecken sind sehr lang in diesem 830-seitigen Trumm – wirkt Welshs Rea-lismus etwas mühsam und weit weniger pointiert als in seinem, nun ja, Nachfolger. (Heyne, 24,99  Euro)

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