Jackie Leven – Elegy For Johnny Cash
Nein, Rick Rubin hat diese Platte nicht produziert (der kümmert sich gerade nach Kräften um die künstlerische Reinkarnation von Neil Diamond). Doch viel hätte Rubin den stets mit einem tonnenschweren Gemüt ausgestatten Songs von Jackie Leven wohl auch nicht zufügen können. Den Plattentitel hat Leven aber natürlich nicht ohne Grund gewählt. Er ist nicht nur ein Cash-Bewunderer, sondern meint dem Sänger auch sonst auf die Schliche gekommen zu sein. Das Nachatmen der Seele. Normalerweise Pathos, sicher, aber Leven ist weil? Gott zu trauen. Auch wenn der Schlawiner wie so viele erst durch die „American Recordings“ letztgültig zu Cash fand.
When the man comes around, und die vermeintlich letzten Wege hat Jackie Leven bekanntlich schon mehr als einmal betreten. Ein Trampelpfad aus Elend und Verderben, Heroin und Whisky. Selbstaufgabe und Entziehungskuren. Alles Dinge also, die sich einem ins Herz tätowieren und von deren Nachwirkungen Leven seit vielen Jahren singt. Auch „Elegy“ behandelt meist die Nebenwelten, zwei Songs sind indes direkt Cash gewidmet. Zum einen das phantastische Titelstück, das sich Leven als Cashs „last singing Performance“ vorstellt und das aufgelockert wird durch Pedal-Steel und das virtuose Violinenspiel von Mixalis Kataxams. Der andere Song, „The Law Of Tide“, wird von Dunkelbrummer Robert Fischer (Willard Grant Conspiracy) nicht weniger grandios gesungen.
Ansonsten gräbt Leven wie gehabt in den Gefilden abseits von Frühstücksfamilie und geordneten Verhältnissen. Ein Song wie „Blue Soul Dark Road“ ist da schon ein Leven-Standard, wunderbar auch „No Honour In This Love“ und „Vibration White Finger“. Und dann beschreibt Leven den einsamen Mann aus der Kneipe. Als „King Of Barley“ werden in englischen und schottischen Trinkstuben die Gestrandeten und Abgebrochenen bezeichnet, die mit niemandem reden, stundenlang an der Bar stehen und trinken. Solche Typen kennt jeder, womöglich sind wir es bisweilen auch selbst, aber wer könnte sie so schön besingen wie Jackie Leven. Da öffnet man die Pulle doch gern.