James Yorkston

When The Haar Rolls In

Domino

Es ist der von der Nordsee über die Fischerdörfer am East Neuk Of Fife ziehende Nebel, den James Yorkston im Titel seines neuen Albums beschwört. Und welches Bild wäre schöner für die Musik des Schotten und seiner Begleitband The Athletes, die diesen rauen Landstrich beschwört wie keine andere, die Gezeiten, die Wetter, die Weite des tiefen Ozeans und die Enge der dunklen Pubs?

Auch auf seinem vierten Studioalbum türmen sich diesige Bläsern, schilfige Gitarren, nieselnde Klavierakkorde und trunkene Fiddles wieder wie aus dem Nichts zu großer Schönheit auf, erhebt Yorkston – darin Van Morrison nicht unähnlich – das Profane zum Sakralen. Drei dieser erhabenen Versenkungen – „B’s Jig“ zu Beginn, der Titelsong und am Ende 2The Capture Of The Horse“- prägen „When The Haar Rolls In“, doch auch die anderen Stücke sind betörend. Der leise Pop von „Tortoise Regrets Hare“ etwa oder „Would You Have Me Born With Wooden Eyes?“ und „Summer’s Not The Same Without You“, in denen die Athletes schüchtern das Wesen der Liebe umspielen. In „Temptation“ zielt ein seelenwunder Yorkston jedoch mitten hinein: „Sometimes I want to hold you tight/ Sometimes I want to throw you against the wall/ But that’s not hate at all/ It’s love in all it’s glory/ All the contradictions and the questions/ That I don’t understand and probably never will.“

Und als wären diese Zeilen nicht schon genug, das Herz zu öffnen und den Zapfhahn, die Zunge und die Tränendrüsen (in dieser Reihenfolge), singt Yorkston – begleitet von Nancy Elizabeth – mit „Queen Of Spain“ einen seiner sehnsüchtigsten Folksongs und steigt anschließend in die dunklen Tiefen von Lal Watersons „Midnight Feast“, um sich im Refrain mit Lals Sohn Olly Knight und ihren Geschwistern Norma und Mike im Chor zu wahrer Folk-Transzendenz zu erheben. Man möchte dabei sein, wenn die Nebel aufziehen am East Neuk Of Fife. (Domino)