Jamie Cullum

The Pursuit

Das Jazz-Wunderkind überrascht mit erhabenem Adult-Pop

Er will nur spielen – der große kleine Junge, der kleine große Junge. Obwohl (oder vielleicht gerade weil) ihn die moderne Technik so verwirrt, hat das Jazz-Wunderkind Jamie Cullum bei den Aufnahmen zu seinem fünften Album im eigenen Studio (das er deswegen „Terrified Studios“ taufte) ordentlich an den Knöpfen herumgedreht. Überraschende Beats und Breaks, nach vorne gemischte Drums, Techno-Riffs. Bei Coverversionen wie der von „Just One Of Those Things“ (Cole Porter) werden dem Text schon mal eigene Zeilen untergemogelt. Und trotz aller Jazz-Spielereien auf dem Klavier sorgt Jamie stets für genügend Pop-Appeal. In L.A. sollte später dann der Feinschliff erfolgen, doch meistens landete der Brite wieder beim Original-Take. Nie den einfachsten Weg nehmen!

„The Pursuit“ ist über alle musikalischen Grenzen erhaben. Auf „Mixtape“, seiner Ode an die Vielfältigkeit der Musik, nennt Cullum die Shangri-Las, die Nine Inch Nails und Louis Armstrong in einem Atemzug. Das verpackt als wunderbarer Adult-Pop der Kategorie Ben Folds. „Not While I’m Around“, Stephen Sondheims Ballade aus „Sweeney Todd“, nimmt der Clint-Eastwood-Kumpel mithilfe eines Beats härter ran, „If I Ruled The World“ klingt eher nach Elvis Costello als nach Harry Secombe und Tony Bennett – ebenso wie „I’m All Over It“, das Jamie Cullum mit Ricky Ross von Deacon Blue schrieb.

Selbst wenn man zu den Rihanna-Hassern zählt, kann man sich dem Charme seiner Version von „Don’t Stop The Music“ kaum erwehren. Und wie endet „The Pursuit“? Mit einem House-Track inklusive Klaxons-Refrain. Mehr geht nicht, das kann sich keine Marketing-Abteilung ausdenken. Heavy Listening – im positivsten Sinne.