Jazz von Seckendorff

Na endlich: Wie ganz und gar eigen sich das Trio des Gitarristen BILL FRISELL bei Konzerten anhört, wird zwischen C&W, schrägem Rock und humorvoll avantgardistischem Jazz mit Jsive“ (Gramavision) bestens dokumentiert, auch wenn das Repertoire von 1991 stammt. 3,5

Die Töne schweben zu lassen wie Frisell das ist nur eines von vielen Kunststücken, mit denen JOHN MCLAUGHLIN seine Vielseitigkeit beweisen will „Django“ packt er in rockigen Dreivierteltakt, Indisches fehlt so wenig wie ein kurzes Noise-Intermezzo, akustische Sophistication, klassischer Jazz-Rock oder etwas platte Fusion ä la MÜes Davis. „The Promise“ (Verve) ist wahrhaft vielversprechend, aber nur selten wirklich stark. 3,0

Eindeutiger steht’s um die Identität bei MATALEX, einem Quartett des Kölner Gitarristen Alex Gunia: Schnell und heavy geht es meist zu, rauh und laut Doch die Soli sind mit Chromatik gewürzt, die Keyboards erinnern an die abenteuerlichen Sounds und Akkorde eines David Sancious nicht simpel und trotz gelegentlichem Bombast cooL Funk-betonter Jaax Grunge“ (Lipstick) mit Randy Brecker als Gast – das hat was: Format 3,0

BOBBY McFERRIN nach all den A-capella-Jahren nun mit den Yellow Jackets und Gastmusikern von Paul Jackson Jr. bis zum Gebläse von Tower Of Power. But don’t worry: Er bleibt mit „Bang! Zoom“ (EMI) seinem Anliegen treu, spontan wie ein Kind zu singen und zu improvisieren. Nur Seelenlose sind da versucht, von Kitsch zu reden: Unwiederstehliche Melodien wie der Titelsong, entrückte Balladen wie Miles Davis‘ „Selim“, locker-verspielte Fusion wie „Kid’s Toys“ – schöner kann man die Unschuld dem Jazz nicht zurückgewinnen. 3,5

Keine Angst vor Eingängigem hat auch der Pianist ULI LENZ. Jede Menge Gospel-Feeling prägt die 14 kurzen Solo-Stücke seines „Love Channel“ (LR). Da pfeift einer auf den Bebop und groovt dafür um so mächtiger. 3,0

Als wichtigster unter all den bemerkenswerten Pianisten der letzten Jahre erweist sich auch mit dem zweiten Opus JACKY TOMASSON. Niemand sprudelt so traditionsbewußt und doch entdeckungsfreudig vor Ideen. Wie er „I Should Care“ gegen den Strich bürstet, eine Ballade zum Larin-Uptempo umrüstet, „Baby Plum“ zwischen Tango und Reggae schweben läßt, das ist unterhaltsam oft bis zur Tanzbarkeit und kann zugleich selbst Puristen fesseln. Eine bestens gelaunte, klanglich tolle „Wohnzimmer-Session“, bei der Leon Parker und Ugonna Okegwo erst ganz zum Schluß auch solistisch zeigen, wie hochkarätig in diesem Trio Schlagzeug und Baß besetzt sind. 4,5

Bass as bass can: DAVE HOLLAND wagt es nach dem Motto „Ones AU“ (veraBra) allein. Wer sein Instrument mit so sattem Ton so melodiös und Groovebewußt zum Singen bringt, gewinnt neues Publikum für den Kontrabaß als mächtig swingenden Single. 3,5

Eher verhaltene Moderne, adäquat mit einem Vibraphon und dem Sax von Eric Person besetzt, hält das DAVM HOLLAND OUARTET mit JDream OfTheEMers“ (ECM) dagegen. Ebenso gediegen wie unterkühlt, woran auch ein Gastauftritt von Cassandra Wilson wenig ändert. 3,0

Frech und schräg gibt sich der als Bassist der Slickaphonics bekannt gewordene MARK HELIAS. „Loopin‘ The Cool“ (enja) kommt ohne harmonietragendes Instrument aus, ist maßgeschneidert fürs Zusammenspiel von Tenorsaxophon (Ellery Eskelin) und Geige (Regina Carter). Die Percussion betont deutlich die Ethno-Einflüsse (meist afro-arabisch) dieser komplexen und doch stets lebendigen Musik. 3,0

Und weil’s auch bestens baßt: Daß Charlie Haden mit seinem OUARTETT WEST Experimente in Sachen Nostalgie macht, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. „Now Is The Hour“ (Verve) ist ein sentimentales Juwel, eingefaßt von Streicherklängen, genauso unwiderstehlich wie der warme Tenor-Ton von Ernie Watts. 3,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates