Jeff Beck Group – Beck-Ola
Über Tote natürlich nichts als nur Gutes. Aber was sich Produzent Mickie Most dabei dachte, dass er den notorisch unberechenbaren Jeff Beck zur Pop-Ikone ummodeln wollte, blieb immer rätselhaft. Ihm sowas wie Europop a la „Love Is Blue“ anzudienen, war schon hirnrissig.
Aus Donovan konnte Most einen Teenie-Schwarm machen. Aus jemandem, der Buddy Guy abgöttisch verehrte, ganz sicher nicht Als die Jeff Beck Group bei den vier Tagen der „Truth“-Sessions erstmals richtig zur Sache ging, wurde das die Blaupause für Led Zeppelin: viel Willie Dixon, eine Yardbirds-Vorlage, in Schwermetall-Tonlage transponiert, ein paar Evergreens, akustisch musiziert, und reichlich Blues. Das schätzte man in den USA: Daheim ein Flop, kam die LP dort in die Top 15.
Mit seiner Anmerkung auf der LP-Rückseite von „Beck-Ola“, „all the hard competition in the music business“, spielte Beck natürlich auf die vom selben Management betreute neue Band seines Ex-Kollegen Jimmy Page an, in deren Aufbau man eine ganze Menge Dollar mehr investierte. Was Beck noch in den ausführlichen Liner Notes zu dieser Remaster-Edition aber nur grantig kommentieren mag. Als Teen-Idole machten Page und Plant damals zumindest eine bessere Figur als dieser Sänger der Jeff Beck Group, der sich bei den US-Tourneen während der Hälfte der Konzerte hinter den Verstärkern versteckte! Nicht der geringste Grund dafür war wohl auch, dass der neue Drummer Tony Newman so unglaublich laut spielte, dass der arme Rod sich bei diesen Orgien oft genug kaum Gehör verschaffen konnte.
Im Studio hatte ein wohlmeinender Tonmeister noch dafür gesorgt, dass seine vokalen Bravour-Leistungen die fünf Songs lang, die er da singen durfte, nicht untergingen. Jerry Leiber fand ganz toll, was er sängerisch aus den Elvis-Evergreens „All Shook Up“ und Jailhouse Rock“ machte, während Nicky Hopkins dabei seinen besten Jerry Lee Lewis gab. „Plynth“ und noch mehr „Hangman’s Knee“ waren die Heavy Metal-Tour-de-force, die Legionen von Epigonen inspirierten, das kollektiv improvisierte „Rice Pudding“ der Stoff, der auch Jimi Hendrix Bewunderung abnötigte – der sich ja manchmal unangemeldet bei Becks Auftritten auf die Bühne schlich.
Die besten unter den vier Bonus-Tracks hier: der Alternativ-Take von „Jailhouse Rock“ und die achtminütige Adaption von B.B. Kings „Sweet Little Angel“. Klingt jetzt alles noch eine Klasse besser als auf dem Remaster vor zwei Jahren.