Jeff Beck :: Rock’n’Roll Party (Honouring Les Paul)

Party mit zu viel Patina

David Bowie, Steven Van Zandt und Kirk Hammett saßen unter anderen im Publikum, als Jeff Beck am 9. Juni 2010 im New Yorker Iridium Jazz Club den 95. Geburtstag von Lester William Polsfuss, besser bekannt als Les Paul, feierte. Der Meister starb zwar bereits 2009, ist aber in Form seiner Trademark-Gitarre noch immer omnipräsent. Die altmodische Boogie-Woogie-Show mit Darrel Higham am Mikrofon muss man trotzdem nicht mögen, auch wenn alle so vergnügt grinsen. Selten klang „Train Kept A Rollin“ langweiliger. Erst als Highams Ehefrau, die aparte Imelda May, die Bühne betritt, wird es interessanter. Die Wuchtbrumme lässt sich nicht einschüchtern von der Prominenz, sie wirft sich mit Verve in Standards wie „Cry Me A River“, sogar das abgegriffene „Vaya Con Dios“ hat plötzlich wieder Charme.

Danach gesellen sich Trombone Shorty und Gary U.S. Bonds zu Beck, der sich bei aller Zurückhaltung nie die Show stehlen lässt, auch nicht von der routinierten Band, und dann muss natürlich noch der unvermeidliche Brian Setzer mitgrooven. Ist alles gut gemacht und aller Ehren wert, wirkt allerdings in jeder Sekunde so reaktionär, dass es dem Innovator Les Paul vielleicht nicht ganz gerecht wird. „Rocking Is Our Business“? Schon, aber doch eher im Schaukelstuhl. Oder gibt es wirklich noch Menschen, die sich über die x-te Aufführung von „Peter Gunn“ freuen, natürlich samt wuchtigem Bläser-Einsatz?

Als Bonusmaterial gibt es – neben ein paar netten „Behind The Scenes“-Schnipseln – ein halbstündiges Interview mit Jeff Beck, bei dem er viele Anekdoten erzählt, darunter wie minderwertig er sich bei der ersten Begegnung mit seinem Idol fühlte: „I was like a stupid idiot!“ Nicht nur ein Idiot, ein dummer Idiot! Insgesamt wirkt er hier aber so besonnen wie bescheiden, nur die Sonnenbrille hätte er für das Gespräch mal abnehmen können. Außerdem darf man Becks Haus betreten, wo er Laien mit detaillierten Erklärungen zu seiner riesigen Gitarrensammlung langweilt. Manche Erwartungen müssen einfach erfüllt werden. (eagle Vision)

Der Titel ist kein Druckfehler, er soll die Ästhetik osteuropäischer Billigpornos nachstellen. Ähnlich pubertär geht es dann auch weiter. Habe ich neulich behauptet, die Fantastischen Vier seien selten peinlich gewesen? Auf ihre Lieder (die hier immerhin mit sechs Videos und acht Live-Aufnahmen vertreten sind) trifft das immer noch zu, doch dieses Video, das 1997 entstand, lädt permanent zum Fremdschämen ein: Wir sehen die Band beim Nasepopeln und Pickelausdrücken, mit Plastikbrüsten und Hüpfbällen – und das sind nur die ersten zwei Minuten. Es folgen viele, viele grob aneinandermontierte, höchst alberne Szenen. Am Pool singen sie nackt „Eternal Flame“, im Baumarkt geben sie Hygiene-Tipps. Wie schön, dass zwischendurch das herzige Video zu „Sie ist weg“ und mancher Konzertausschnitt das Bild der Band retten. Hätte man nicht unbedingt neu auflegen müssen. (Sony)

Tribute-Konzerte möchte man ja eigentlich gar nicht mehr hören, doch die Größe dieses Projekts sollte man würdigen. Die Mississippi Sheiks nahmen von 1928 bis 1935 eine Reihe bedeutender Blues-Stücke und Old-Time Music auf, die es heute in unzähligen Coverversionen gibt. In Vancouver versammelte sich ein Schar erlesener Gäste, um dieses musikalische Vermächtnis hochzuhalten. Was zu Beginn noch etwas behäbig klingt, steigert sich im Verlauf der knapp anderthalb Stunden zur beschwingten Blues-Feier. Die Interpretationen von Bob Brozman, Van Dyke Parks und Robin Holcomb gehören zu den schönsten Momenten. Und wenn am Ende alle in familiärer Vertrautheit in „Sitting On The Top Of The World“ musizieren, möchte man gleich selbst dem Mythos der Mississippi Sheiks nachspüren. Was kann ein Tribut mehr leisten? (in-akustik) Max Gösche.

Bei ihrem Heimspiel in Seattle im Frühjahr 2010 kommen Heart zunächst nicht recht in Schwung, ihr klassischer Rock wirkt ein bisschen hüftsteif und allzu routiniert, doch dann kommt Alison Krauss auf die Bühne und singt eine herrliche Version von „These Dreams“. Da muss sich Ann Wilson wohl gedacht haben, dass sie sich jetzt ein bisschen anstrengen muss, und plötzlich läuft’s. Was die Sängerin aus eigentlich banalen Sehnsuchtssongs wie „What About Love“ und „Alone“ herausholt, das ist immer wieder eine Freude. Im Publikum ahmen sie die „Wir sind unwürdig“-Bewegungen von „Wayne’s World“ nach, und Nancy Wilson blickt voller Stolz auf ihre Schwester, während sie sich an diesem Abend weitestgehend mit ihrer Gitarre zufriedengibt, obwohl sie auch eine tolle Stimme hat. Aber wir sind hier ja nicht bei den geltungssüchtigen Gallaghers. (Eagle Vision)

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