Jesse Malin – Glitter In The Gutter
Ziemlich viel Glitzer in dieser Gosse. Zumindest zählen die Freunde, auf die Jesse Malin auf seinem dritten Album in Form eines Gastauftritts zählen kann, nicht eben zum obskuren Lumpenproletariat des Rock’n’Roll. Klar, dass Ryan Adams, Buddy der ersten Stunde, auch diesmal nicht fehlt. Ein paar Rocker-Einlagen im arg kalkulierten „In The Modern World“ und „Linie Star“ hier, eine feine Latino-Gitarre und ein bisschen Vocal-Backing im schönen Akustik-Rausschmeißer „Aftermath“ da. Wir hören außerdem: Josh Homme (Queens Of The Stone Age) und Chris Shifflet (Foo Fighters) mit fetten Trademark-Riffs in „Tomorrow Tonight“ und „Prisoners Of Paradise“. Jakob Dylan als fast verschenkter Harmonie-Sänger in „Black Haired Girl“. Und sogar Bruce Springsteen mit einer gefühlsechten Duett-Einlage.
Tatsächlich ist das von Piano und Streichern gezogene „Broken Radio“, vor dem eine einsame Seele auf der Suche nach viel „Motor City Soul“ und ein bisschen Erlösung hockt, ein Track, der auch als später Outtake der „Darkness On The Edge Of Town“-Sessions durchgehen würde. Paul Westerberg war zwar nicht im Studio, er dürfte aber kaum mit dem Kopf schütteln, wenn er jetzt Malins Interpretation des Replacements-Gassenhauers „Bastards Of Young“ hört. Aus der trotzig brennenden Adoleszenz-Hymne mit dem kakofonischen Finale hat der New Yorker eine verlorene Piano-Etüde mit passender Vocal-Emphase gestrickt.
Ist Ihnen sonst was aufgefallen? Na, wie stark die Songs von Jesse Malin schon im Titel nach Klischee riechen. Und es geht noch weiter, mit dem Auftakt-Muntermacher „Don’t Let Them Take You Down“ und dem Shalala-Schubidu der „NY Nights“.
Und sie riechen leider nicht nur danach. So steht die vielleicht beste Zeile von „Glitter In The Gutter“ zugleich für den ungewollt verzweifelten Kraftakt eines Albums, das den Glanz des Alltäglichen feiern möchte und dabei über weite Strecken allzu alltäglich bleibt. „She’s a seven day weekend“, singt Jesse Malin (gemeint ist, klar, dieses „Black Haired Girl“). Sieben Tage Wochenende? Hält doch kein Mensch aus.
