Jesse Malin – On Your Sleeve
Der New Yorker schreckt mehr vor schalsten Cover-Vorlagen zurück Auf dem Cover zieht er seinen Hut, auf der Rückseite steht Jesse Malin mit ein paar Neuerwerbungen unterm Arm in einem guten, alten Hi-Fide-Hty-Plattenladen rum. Ist der Groschen schon gefallen? Genau, Auch dieser New Yorker ruft: Ich bin ein Fan, hier ist mein Cover-Album! Sie dürfen jetzt gähnen. Oder hat der Mann einfach Eier in der Hose? Jedenfalls schreckt Malin auf „On Tour Sleeve“ auch vor schon definitiv versenkten Vorlagen wie „Walk On The Wild Side“, „Wonderful World“, „Everybody’s Talkin“ nicht zurück, entsprechend überflüssig sind die Resultate. Auch geht ihm der Mut zum kleinen Experiment durchaus nicht ab. „Sway von den Stones als Electro-Kühltruhe mit Suicide-Aufkleber? Klingt allenfalls „interessant“und sehr bemüht. Beim Beatfixierten „Lookin‘ For A Love“ mit lupenreinem Neil-Young-Gedächtnissolo bleibt die zarte, klarsichtige Sehnsucht des Originals auf der Strecke. „Me And Julio Down By The School Yard“ (Paul Simon) als flotter Power-Pop hat immerhin einen gewissen juvenilen Charme.
Bestenfalls und sonst leider kaum rückt mal ein eher verkannter Autor wie Jim Croce ins Blickfeld, in seiner nostalgisch angehauchten 70er-Jahre-Reminiszenz vom „Operator“ ist dann auch Malins prägnante, aber wenig wandelbare Stimme wirklich mal gut aufgehoben. Während sie an anderer Stelle wie ein Fremdkörper wirkt, in „Do You Remember Rock’n Roll Radio“ (Ramones) etwa oder „Gates Of West“ (The Clash).
So bleiben die persönlichen Anekdoten, die Jesse Maiin zu jedem Cover ins Booklet von „On Tour Sleeve“ geschrieben hat, meist ergiebiger als das. was er dann mit diesen Songs anzustellen vermag. Hätten Sie gewusst, dass der Mann schon mal im CBGB’s vor der Kamera von Martin Scorsese gestanden hat? Das haben nicht mal die Stones geschafft. Oder gedacht, dass er seine erste Katze Harmony getauft hat, nach dem alten Elton-John-Song? Bis die Gothic-Punk-Band, die das arme Geschöpf in Pflege nahm, einfach Misery daraus machte…