Bill Wyman: Warum haben sich die Rolling Stones nach Charlies Tod nicht aufgelöst?
Wyman glaubt, die Stones sind nur aus einem Grund noch aktiv: Weil sie als Solokünstler nichts zu tun haben.
Bill Wyman ist der Auffassung, dass die Rolling Stones sich nach dem Tode Charlie Watts hätten auflösen können – und wohl auch besser hätten auflösen sollen. Der Drummer der Stones verstarb im August 2021 im Alter von 80 Jahren. Davor hatte er sich bereits wegen gesundheitlicher Probleme aus dem Tourleben zurückziehen müssen. Watts‘ Platz am Schlagzeug hat Steve Jordan eingenommen. Auf der Bühne wohlgemerkt, ein vollwertiges Mitglied wurde er nicht.
In einem neuen Interview sprach Bill Wyman, 88, über den Tod seines Freundes und Ex-Bandmitglieds Charlie Watts. Er war davon ausgegangen, dass die Rolling Stones nach dessen Tod Geschichte sein würden. „Als Charlie starb, dachte ich, sie würden aufhören“, sagte er zum britischen „Classic Rock“. „Das dachte ich wirklich. Sie konnten den Bassisten ersetzen, aber ich dachte nicht, dass sie Charlie ersetzen könnten, und sein Charisma. Und was für ein großartiger Kerl er war. Aber sie machten weiter, was mich überraschte. Ich würde nicht sagen, dass es mich enttäuscht hat, aber es hat mich überrascht. Ich denke, es wäre ein guter Zeitpunkt für sie gewesen … aber ich glaube nicht, dass sie etwas anderes zu tun haben, sonst würden sie es tun, oder?“
„Sie haben sonst nichts“
Dann suggeriert Wyman, dass die Stones weitermachen müssen. Weil sie sonst nichts haben, in dem sie gut sind oder von dem sie leben könnten. „Ich habe sechs verschiedene Dinge, die ich ständig mache. Und ich bin so glücklich dabei. Aber ich glaube nicht, dass sie … Nun, Ronnie hat Kunst, als zweites … Und Mick hat versucht, Filme zu machen und so. Aber es ist ihm nicht wirklich gelungen. Und er hat Soloprojekte gemacht, die auch nicht so gut funktioniert haben, wie sie sollten. Und so machen sie einfach … Es sind immer nur die Stones.
Und er spricht darüber, wie das Ableben Watts‘ ihn fertig gemacht hat. „Wir standen uns immer sehr nahe. Nachdem ich die Band verlassen hatte, sahen wir uns bis zu seinem Tod jede Woche. Er kam zu uns nach Hause. ‚Kann ich eine Tasse Tee haben, Bill?‘ Und wir unterhielten uns ein oder zwei Stunden lang. Als die Stones also diesen einen Song mit Charlie [„Live By The Sword“ auf dem Album „Hackney Diamonds “vom letzten Jahr] hatten, riefen Mick und der Produzent Andrew Watt mich an und fragten mich, ob ich darauf spielen wolle, und ich war tatsächlich ziemlich glücklich darüber. Nur einmal.“
Bill Wyman verließ die Stones 1993, kehrte aber gelegentlich als ihr Special Guest auf die Stones-Bühne zurück. Dass er selbst als Solokünstler, mit seinen Rhythm Kings, zum Superstar geworden ist, lässt sich jedoch auch nicht gerade sagen. Zuletzt beschwerte er sich in einem Interview darüber, dass Mick Jagger und Keef Reibach gemacht hätten, er selbst und Ronnie Wood jedoch mit wenig Kohle abgespeist wurden.