Jill Sobule – Underdoq Victorious

Den Titel darf man ruhig ganz persönlich nehmen. Die Songschreiberin aus Colorado ist ja immer noch ein Underdog, obwohl dies schon ihr fünftes Album ist und sie mit „I Kissed A Girl“ doch Vorjahren sogar mal einen kleinen Hit hatte. Trotzdem sieht ihr Leben nicht ganz wie das eines Popstars aus. „Underdog Victorious“ beginnt mit den Wirten: „I live like a freshman/ 1 still have a roommate/ I even moved to Brooklyn.“ Und warum? Warum muß sie diesen Typen beneiden, der ein Apartment besitzt und einen Flat-Screen-Fernseher? „You never followed your dreams/ They’re never what they seem…“ Genau das kann Jill Sobule wunderbar: verzweifelte Situationen so besingen, daß man lachen muß, auch wenn es einem das Herz zerreißt – mit dieser quieksenden Stimme und einem unschlagbaren Galgenhumor. Der Titelsong ist auch so ein schwungvolles, eigentlich gemeines, aber doch ganz rührendes Stück über einen Verlierer, der seine glorreiche Zukunft schon vor sich sieht – auch wenn er jetzt noch von einer Matchbox 20-Coverband abgelehnt wird.

Bei „The Last Line“ wird es ernst, Sobule beschreibt die Abwärtsspirale eines Drogen-Pärchens. Präzise, dabei fast zärtlich, ganz sanft: „Smoke and mirrors and rolled up bills/ We had it all and then more still/ But it was not enough to last forever/ It was the last line/ It was never as good as it felt as it burst for the first time.“ Und dann setzt sie mit dieser ulkigen Mischung aus Trotz und Wehmut hinterher: „Oh but how we tried/ Up to the last line.“

Wer solche Geschichten hat, braucht eigentlich gar nicht mehr viel Unterstützung, und doch ist die Instrumentierung auf „Underdog Victorious“ besonders gut gelungen: zurückhaltend, aber immer im rechten Moment mit einer Überraschung zur Stelle, sei es Cello, Pedal Steel, Flöte oder Klarinette. Nur beim schwerfalligen „Tender Love“ geht nicht viel voran.

Dafür hat Sobule zum Schluß noch ein besonderes Schmankerl parat: „Thank Misery“. Am Ende hat sich all das Unglück nämlich gelohnt, „the years I’ve lost, the drinks I’ve served, the friends I’ve tossed“. Am Ende hat doch das Glück gewartet. So viel Versöhnung mit dem Schicksal muß sein.

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