Jimmy Smith – Dot Com Blues
Es sind immer dieselben, fast so, als würde es eine stillschweigende Übereinkunft geben, eine Telefonkette, ein Rabattsystem. Wenn also ein Veteran wie Jimmy Smith nach längerer Pause mal wieder ein Album macht, sind wie verabredet wieder mal Dt John und B.B. King und Taj Mahal und Keb‘ Mo‘ zur Stelle, kramen ein paar alte und nicht ganz so alte Songs raus und singen und spielen für und mit dem Mann, der 1956 die (Hammond-)Orgel im Jazz fast mit einem einzigen Solo (Dizzy Gillespies „The Champ“) als elektronisches Instrument emanzipierte, so wie Charlie Christian es zuvor mit der Gitarre getan hatte und Jean-Luc Ponty es später mit der Geige tun würde.
Nur einer singt nicht: Jimmy Smith selbst. 8&s nicht verwunderte, wüsste man nicht, dass er das durchaus mehr als passabel kann. Aber seine Vocal-Enthaltung passt irgendwie zu einer Platte, die nicht wirklich seine Platte ist, sondern eher mit dem Vermerk „Various Artists“ ins R&B/Jazz-Fach wandern sollte. Die gastieren denn auch erst mal drauflos, wobei B. B. King nichts Besseres einfiel, als schon wieder „Three O’Clock Blues“ aufzutischen. Den gab’s doch erst vor ein paar Monaten (mit Clapton auf,JZiditig With The King“). Und King kommt rüber wie einer, der gerade ein Album draußen hat und dann in der Zugabe das bekannteste Stück noch mal spielt.
Ein paar selbst komponierte Smith-Instrumentals gibt’s dann auch noch, gleich drei davon fast verschämt ganz am Schluss platziert. Und da lasse sich keiner täuschen: Mit Albumtitel und Artwork sucht der Mann zwar schwer Anschluss an die New Economy, doch das mit Dr. John verfasste „Mr. Johnson“ und der abschließende „Tuition Blues“ swingen und schleppen stellvertretend so gnadenlos oldschool wie das kupfern glänzende Edel-Jackett auf dem Cover. Und wie Etta James, die nicht gar so oft gastiert und hier ein süffiges Jl Just Wanna Make Love To bu“ (Willie Dixon) heimsingt, bevor dann leider zum zigsten Male Ellingtons „Mood Indigo“ dran glauben muss.
