Joe Jackson Band – Afterlife/Joe Jackson – Two Rainy Nights
Beinahe brutal ist die Entscheidung zwischen diesen beiden Live-Platten, zwischen den beiden Joes, zwischen Joe Jackson Band und Joe Jackson mit Band. „Two Rainy Nights“ dokumentiert zwei Konzerte in Portland und Seattle im Jahr 2001, ^4fterlije“ die Tournee des letzten Jahres (Abende in San Francisco, Los Angeles, Anaheim und San Diego). Die amerikanische Westküste ist jedoch fest die einzige Gemeinsamkeit der Alben. Nur-ausgerechnet „Got The Time“, der alte Brüller, ist auf beiden enthalten. Man muss sich folglich gar nicht entscheiden!
Sehr deutlich wird Jacksons Zwiespalt anhand der Programme. „Two Rainy Nights“ ist der Joe auf dem Stand von „Night & Day II“, ein eklektischer Künstler, der nicht mehr vorankommt und deshalb zurückgreift auf alles, was er je gemacht hat. Vbr allem auf die Songs und Arrangements seiner erfolgreichsten Platte und die Percussion von Sue Hadjopoulos, die ihn schon früher begleitete. Graham Maby ist auch dabei, aber Rhythmus, Keyboard-Bombast und Kitsch bestimmen die Songs. „Happyland“, „Hell Of Town“, „Stranger Than You“, „Stranger Than Fiction“ und „Home Town“ gehören ohnehin nicht zu Jacksons großen Momenten. Immerhin ringt die Band „Is She Really Going Out With Him?“ noch einige Funken ab, „Target“ entfacht das alte Salsa-Feuer, der „Slow Song“ zwingt einen am Ende zur Sentimentalität. Sagen wir es so: Die Platte hat Verve, Finesse, Musikalität.
Aber „Afterlife“ hat(neben Maby am Bass, natürlich) Gary Sanford an der Gitarre und Dave Houghton am Schlagzeug. Hat die Wut, den Schmerz, den Spott. „Sunday Papers“. „Steppin‘ Out“. „One More Time“. „Beat Crazy“. „Fools In Love“. Und „Don’t Wanna Be Like That“! Dagegen gibt es kein Argument.