Joe Jackson – Night And Day :: Polydor

„Night And Day“ mit diesem Mock-Gershwin-Skyline-Cover sah ja immer schon so klassisch aus, wie die Platte jetzt ist. Folglich wird Joe Jacksons berühmtestes Album nun in der nicht sehr geschmackssicheren „Deluxe Edition“-Serie von Universal wieder mal aufgelegt, reichlich 20 Jahre nach der Entstehung. Jackson arbeitete damals in New York, nachdem seine Band aufgelöst war und er mit „Jumpin‘ Jive“ eine betrübliche Sammlung alter Swing-Klopfer aufgenommen hatte.

Obwohl seine frühen Arbeiten in England sofort erfolgreich gewesen waren, machte ihn „Night And Day“ (mehr noch die Single „Steppin‘ Out“) populär in einem Maß, das Jackson selbst nicht recht fassen konnte. Woraufhin er sich in einer New Yorker Kirche verschloss, auf „Body And Soul“ den Raumklang entdeckte und später „Big World“ live vor Publikum einspielte, wie man so sagt, um das Konzert dann auf drei LP-Seiten und einer leeren zu konservieren. Seine Instrumental-Katastrophe „Will Power“ wollte dann schon keiner mehr kaufen, was ihn von der Abkehr von der Popmusik nur noch mehr überzeugte.

Allgemein wird vermutet, bei „Night And Day“ handle es sich um Jacksons Meisterwerk, zumal ein Auftritt im unvergesslichen „Rockpalast“ wie die Landung eines Außerirdischen gefeiert wurde. Dabei hatte der Kompositionsstudent und Schlagzeugdiplominhaber nur seine Liebe zu Salsa, Soca und anderen Rhythmus-Stilen mit seinem Talent für eingängige Melodien verwoben, nach Fusion-Arithmetik nicht unbedingt virtuos, aber außerordentlich suggestiv. Die erste, die,,Night“-Side ist ein einziges hektisches Geklöppel: „Another World“, „Chinatown“, „T.V. Age“, „Target“ käme dann nicht der rätselhafte Geniestreich „Steppin‘ Out“, ein Schlager vor pulsierendem Sy nthesizer und lieblichen Glöckchenspiet, so wären nurEthno-Romantiker vom Glauben abgefallen. Aber auf der zweiten Seite wird es Tag, wenn Jackson seine wahrhaft emphatischen Balladen intoniert: „Breaking Us In Two“, das etwas weinerliche „Real Men“ und „A Slow Song“, der zwar profan vom Wunsch nach einem „starken und leisen Sound“ handelt, aber kein Auge trocken lässt: „And I want to get near you/ But I can’t even hear you.“ Lakonischer Witz, wie Joe ihn während seiner Wanderjahre in Südengland kultiviert hatte.

Nun gibt es als Deluxe-Zusatz einige – fast perfekte – Demos, Songs von dem entbehrlichen Soundtrack „Mike’s Murder“ und die Stücke von Seite 2 des Albums „Live 1980-86“. Das ist die Seite mit der „Night & Day“-Tour. Und von der namensgebenden Platte wird allein „Cancer“ darauf gespielt. Ei, Luxus eben! Das Allerbeste hier sind übrigens wieder „Look Sharp!“ und „On Your Radio“.

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