John Hiall – The Open Road

Das 20. Album in 35 Jahren. Der Meister weiß vorher: Die Gemeinde wird jubilieren und die Musiköffentlichkeit wieder vorbeihören – bis ein Star wie Dylan, Bonnie Raitt oder Emmylou Harris einen der Songs vielleicht doch interessant macht, irgendwie. Hey, who gives a damn. Hiatt kommt gut klar. Der Alk hängt ihm nicht mehr so an der Gurgel, seine Tochter ist auf dem College. Wenn er lässig Musik machen möchte, geht er mit den Ageless Beauties auf Tour oder lädt die Gang ins Garagenstudio ein. Drummer Kenneth Blevins, Bassist Patrick O’Hearn und Slide-Genius Doug Lancio aus Nashville/Tennessee. Zusammen mit Hiatts akustischen und elektrischen Gitarren fügt sich das prächtig, auf Neutönerei legt hier niemand Wert.

Also, es bleibt beim klassisch rumpelnden Rock’n’Roll, der mit mächtigem Druck gegen die beständig schleifende Bremse arbeitet. Der Titeltrack bricht gleich mit erdigem Rumms auf dem Offbeat über den Gehsteig und hätte auch das jüngste Springsteen-Album geschmückt. „Haulin'“ ist lustig, darf mit klischeehafter John-Fogerty-Breitbeinigkeit auch abgeschmackt gefunden werden. Furztrockener Bluesrock („My Baby“), Westcoast-Sound a la Petty („Go Down Swingin'“), Hymnisches mit Twang („Homeland“), Schweinerock mit Angus-Young-Riff („What Kind Of Man“) – Hiatt sind Etiketten aus der Intellektuellen-Abteilung schnurz. Natürlich quengelt sein Organ, und selbstverständlich haut er damit gern auch ein paar Hertz daneben, wenn es denn der Wahrheitsfindung dient. Aber erklären Sie diese Bauchmusik mal einem Beyonce-Fan. Das macht müde, so schrecklich müde.

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