John Lee Hooker

„Burnin’“

Craft (VÖ: 24.2.)

Verspätete Jubiläumsedition des Blues-Klassikers

Manchmal braucht es nur einen Tag, um eine Sternstunde zu kreieren. Während im November 1961 ein junger Folksänger in New York allein mit seiner akustischen Gitarre dabei war, sein Debüt aufzunehmen, versammelte John Lee Hooker, der sich schon im April die Bühne im Gerde’s Folk City mit ebenjenem vielversprechenden Talent geteilt hatte, in Chicago die versiertesten Musiker, die Motown zu bieten hatte, im Studio, um den entscheidenden Schritt in seiner mehr als fünf Jahrzehnte andauernden Karriere einzuleiten.

Manchmal braucht es nur einen Tag, um eine Sternstunde zu kreieren

Auch er hatte als Solokünstler begonnen und schon 1948 mit dem treibenden „Boogie Chillen“ einen Top-Hit in den R&B-Charts gelandet. Elektrische Gitarre, rhythmisches Stampfen und eine Stimme, die erlebt hatte, wovon sie sang, genügten. Als Solist konnte Hooker seiner Neigung, mitten in den Songs das Tempo zu variieren oder spontane Ideen einzuflechten, ungehemmt nachgehen. Für Sidemen jeglicher Art ein Alptraum, nicht jedoch für die sechs Cracks, die bald als The Funk Brothers Legenden wurden. Völlig unbeirrt folgten sie noch der kleinsten Wendung. Nach einer einzigen Session war alles in trockenen Tüchern.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Die ausgekoppelte Single „Boom Boom“ war es dann, die bei jungen englischen Blues-Adepten das Blut gehörig in Wallung brachte. Dreißig Jahre später wurde ausgerechnet ein Werbespot zum Infektionsherd für die übernächste Generation. Die zehn noch folgenden, von Vee-Jay-Mastermind Calvin Carter produzierten Songs, darunter „Blues Before Sunrise“, „Drug Store Woman“ und „Keep Your Hands To Yourself“ mit seinem nicht zu überhörenden Schuss „Tequila“, hielten das einmal entfachte Feuer problemlos am Brennen. Zum etwas verspäteten Jubiläum wartet die Vinyl-Version neben einer gelungenen Reproduktion des ikonischen Covers mit einem von Kevin Gray feinfühlig remasterten Stereo-Mix auf. Die CD reicht dann zusätzlich noch das komplette Album im originalen Mono-Sound sowie einen alternativen Take von „Thelma“ nach.

Autor: Ronald Born