John S. Hall – The Body Has A Head
John S. Hall spricht mit vielen Stimmen. Auf „The Body Hos A Head“ mimt er den Märchenonkel, den Seelenklempner und den Gewaltverbrecher. Er erzählt von einem niedlichen Häschen, das lieber eine müllfressende Ratte wäre; er rät Männer mit kleinen Schwänzen, zu ihrem Makel zu stehen; und natürlich phantasiert er davon, der Drecksau neben ihm in der U-Bahn die Fresse zu polieren. Der New Yorker ist Woody Allen und Robert De Niro in einem. „The Body Hos A Head“ – ein Schauspiel mit hohem Unterhaltungswert, aber ohne tiefere Bedeutung?
Nö. Es gibt zwar ein Nähe zu den kunstfertigen – und ungeahnt kommerziellen – Clownerien von Ween, schon weil auch die Stücke von John S. Hall der Regel gehorchen: je bizarrer der Inhalt, desto exquisiter das Arrangement. Man höre sich nur „My Lover“ an eine S/M-Träumerei im zerbrechlichen kammermusikalischen Gewand (grandios: Jane Scarpantoni und Sasha Forte an Cello und Geige). Doch anders als bei Ween, den allseits geliebten Klassenkaspern der alten Indie-Rock-Schule, ist das Bizarre bei ihm nie Selbstzweck.
In den Szenarien auf „The Body Has A Head“ schwingt immer etwas Verstörendes mit. Da macht es Sinn, daß Hall einst mit seiner überaus erfolgreichen Band King Missile das Stück „Martin Scorsese“, eine Hommage mit psychotischem Unterton, aufgenommen hat. Denn seine Songs sind wie die Filme des Regisseurs: brutal auch in Momenten, in denen Gewalt nicht explizit vorkommt. Beängstigend. Und wunderschön.