Johnny Ace – The Chronological Johnny Ace 1951-54

Erst in B.B. Kings Band, dann mit Bobby Bland Begründer der Beale Streeters, hatte John Marshall Alexander, Jr. einige seiner größten Hits, als er (wie später auch Buddy Holly) nicht mehr unter den Lebenden weilte. Der Mann mit dem Künstlerpseudonym Johnny Ace, der mit Mitte 20 angeblich Russisches Roulette spielte und verlor, wurde zur Legende. Von der erzählt auch eines der schönsten Lieder auf Paul Simons „Hearts & Bones“. Vielleicht war die Szene, die sich am Heiligabend 1954 hinter der Bühne des City Auditorium von Houston abspielte, für Guy Peellaert und Nik Cohn einfach zu gruselig, als daß sie die in den „Rock Dreams“ verewigen mochten. Als eine der denkwürdigeren Momente und Anfang von allem Death Rock ist sie doch in die Pop-Historie eingegangen. Sein Tod war der klassische Stoff, um den weitere Legenden gesponnen wurden.

Was letztlich bleibt, sind die Aufnahmen, hier komplett versammelt. Irgendwann hatte der junge Bursche mit dem einschmeichelnden, relativ hellen Bariton keine Lust mehr, mit B. B. über den chitlin‘ circuit zu tingeln. Er befand, daß er stimmlich ziemlich talentiert war (womit er nicht falsch lag) und Blues wie auch R&B ganz gut singen konnte. Er hatte auch keine Probleme, die Leute bei Duke Records davon zu überzeugen. Die zwei 1951 aufgenommenen Blues-Nummern zu veröffentlichen, hatte Flair noch strikt abgelehnt. Dort war eher Elmore James angesagt. Das erwies sich als wenig weitsichtig. Die ein Jahr später auch noch in Memphis für Duke aufgenommene Ballade „My Song“ schoß auf Nr. 1 der Rhythm & Blues-Hitparade. Diese flehentlich vorgetragene Klage und Bitte eines liebenden Menschen überzeugte. Mehr munterer Jump Blues a la Louis Jordan war die B-Seite „Follow The Rule“. Ein totaler Flop wurde die anschließende herzergreifende Ballade (die zugegeben allerdings auch melodisch entschieden inspirierter war als textlich). Nur -wenige Wochen später brachte es das tränenfeuchte „Cross My Heart“ auf Platz 4, vier Monate danach „The Clock“ wieder auf Nr. 1 der Hitparade.

Daß Hits da – etwa von Ruth Browns 1949er Rö’B-Bestseller „So Long“ – ziemlich schamlos abgekupfert waren, setzte damals noch nicht Armeen von Anwälten in Gang. Der nächste Top-Hit wurde im Januar 1954 „Saving My Love For You“. Das im selben Monat aufgenommene „Pledging My Love“ erst drei Wochen nach seinem Tod die nächste, letzte Nr. 1. Angeblich war seine Popularität schon im Schwinden begriffen, obwohl er jederzeit im Kreis der Interpreten von den Ertegun-Brüdern eine gute Figur gemacht hätte. Zehn Wochen an der Spitze machten das zu einem Evergreen des Genres. Das auch am 27. Januar ’54 aufgenommene „Anymore“ – wieder eine für ihn charakteristische Ballade – brachte es im Juli danach noch mal zu Top 10-Status, von den fünf Aufnahmen seiner letzten Session nicht eine.

Über die Umstände seines frühen Ablebens bieten die Liner Notes eine andere Version. Die damals auch in der Garderobe anwesende Big Mama Thornton behauptete später, Johnny Ace sei der Erfolg zu Kopf gestiegen, er selber ein Waffen-Narr geworden, der an diesem Abend mit seiner neuen Pistole herumspielte und sie auf seine Freundin richtete. Die fand das ungut. Woraufhin er sie auf sich selber richtete, nur um zu beweisen, daß sie bestens gesichert sei. Johnny irrte.

Anders als beim von MCA veröffentlichten „Memorial Album“ von 1995 findet man hier die Aufnahmen in der chronologischen Reihenfolge ihres Entstehens und die beiden frühen für die Bihari-Brüder als Zugabe. Im übrigen hat man etliche Aufnahmen hier durch teils deutlich andere Entzerrung um einiges klanglich aufgefrischt.

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