JONATHAN RICHMAN – I‘ m So Confused :: VAPOR/ WEA

Es gibt vermutlich eine Menge Leute, die halten Jonathan Richman für peinlich: ein sentimentaler 47jähriger mit der Weltsicht eines pubertierenden Oberschülers, dessen Rock’n’Roll so rebellisch wirkt wie das Geschehen auf einem Kindergeburtstag. Ein Gutmensch, der bei Konzerten eigenhändig Schilder aufhängt: „Thank you for not smoking!“ – und der seine Tourneen manchmal per Bahn absolviert, der Umwelt zuliebe.

Natürlich besingt Richman auch auf seinem neuesten Album wieder putzige Alltagsdinge wie einen „Lonely Little Thrift Store“, und schon im Album-Titel bekennt er sein Verwirrtsein angesichts der komplizierten Welt, die ihn umgibt „Zeige ein wenig mehr Zuneigung und Verständnis für deinen Nächsten“, ist sein Verbesserungsvorschlag, formuliert in „Affection“, dem herzzerreißendsten und schönsten Song der Platte. Naivität ist Richmans Waffe gegen den Snobismus einer selbstverliebten Popkultur. Deshalb kommt er auch immer wieder auf die berühmten drei Akkorde zurück: Gespielt, ganz ohne Verzerrer und Macho-Attitüde, aber immerhin mit dem ehemaligen Bassisten der Bad Brains, Darryl Jenifer.

Der Produzent und ehemalige Cars-Musiker Ric Ocasek hat mit seiner Produktion zusätzlich noch eine Menge dezenten Pop-Appeal ins Spiel gebracht. Aber schließlich hat Jonathan auch den Titelsong geschrieben für „Verrückt nach Mary“, dem neuesten Cameron-Diaz-VehikeL Ein Kind von Traurigkeit war der Neu-Kalifornier ja ohnehin noch nie. Das ist es auch, was Richman von vergleichbaren Charakteren wie Daniel Johnston unterscheidet: Jonathan Richman ist die Summe aus Walt Disney, den Ramones und Greenpeace. Und I’m So Confused“ hat etwas von „Rock’n’Roll Highschool“, Baum-Patenschaften und Pee-Wee’s Big Adventure.

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