Josh Rouse – 1972 :: Ryko/Zomba

Kein schlechter Jahrgang, 1972. „Exile On Main Street“, Roxy Music und die Eagles, Marvin zwischen „What’s Goin’…“ und „Let’s Get It On“, die Männer in Schwarzweiß spielen den besten Ball der teutonischen Kickergeschichte. Bei Josh Rouse liegen die Dinge persönlicher. Der in Nashville ansässige Songschreiber wurde 1972 geboren, ebenso wie seine geliebte Telecaster, mit der er fast alle seine Lieder schreibt Für ihn Gründe genug, mit Produzent Brad Jones (Jill Sobule)einmal ganz tief in die große Retro-Kiste zu greifen.

Und was haben die beiden da gefunden unter 1972? Querflöten! Nicht die hibbelige Ian Anderson-Variante, sondern eher Herbic Mann, jedenfalls ziemlich cool, calm & collected. Querflöten im Zwiegespräch mit ganz weich gepickten Gitarren-Girlanden. Streicher-Schübe und warme Soul-Pop-Grooves. Und manchmal alles auf einmal wie in „Come Back (Light Therapy)“.

Doch dann, als man „1972“ schon als charmante, offen freche Nostalgieübung ohne Folgen verbuchen will, geht Josh Rouse doch noch darüber hinaus, dahin, wo’s immer noch ein bisschen weh tut Dann träumt er sich zum Rumba-Beat als „Flight Attendant“ mit großem Finale weg von all den Demütigungen und Ängsten eines „pretty boy“ im Redneck-Revier. Um schlussendlich, nach dem Stopp an der Gospel-Tankstelle („Sparrows Over Birmingham“), doch noch im Hier und Jetzt zu erwachen. I’ll rise to greet you in the morning“, singt Josh Rouse seine Sehnsuchtsmelodie, bevor die Musik dramatisch anschwillt und den Weg bereitet für seine letzten Worte. „I think they gonna come and carry me away – from you.“ Leise Paranoia, Jahrgang 2003, nicht 1972.

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