Josh Rouse – Nashville

„Nashville Skyline“ revisited. Die zehn Songs dieses Albums sind ein Liebesbrief, allerdings mit einer Träne auf dem Papier. Ein warmes, wärmendes Farewell, ein Abschied, der schon Distanz keimen und gerade deshalb noch einmal Nähe und Wertschätzung zulassen kann. „Nashville“ war noch kaum im Kasten, da verließ Josh Rouse – um eine Scheidung schlauer – die Stadt, die ihm in den letzten fast zehn Jahren ans Herz gewachsen ist, in Richtung Spanien. Eine Stadt, die schon immer so viel mehr war, als es das Country-Klischee und seine nicht minder klischeehafte Rezeption zulassen.

Dass hier nun mit Al Perlons ausgerechnet ein Westcoast-Import von der anderen Seite der Schienen (Flying Burritos, Gram Parsons etc.) die Pedal-Steel-Schwingungen in vier Songs hineinbringen darf, die gemeinhin mit Nashville assoziiert werden, ist da von einer feinen Ironie. Die korrespondiert gleichwohl wundervoll mit Perkins‘ Meisterschaft auf seinem Instrument – nie aufdringlich, aber immer mehr als ein beliebiges Ornament. Wie gleich im Opener „It’s The Nighttime“, der den ungebrochenen, ungestümen Romantizismus des frühen Springsteen sanft ausbremst. „Maybe later on, after the late, late show, we can go to your room, I can try on your clothes…“

Doch der immer sanfte Rouse und seine suberb aufspielende Band samt Produzent Brad Jones können’s auch ohne Prominenz. Die Referenzen, sie schwirren gleichwohl am Himmel von Nashville, den er hier in „Carolina“ abfeiert. „Winter In The Hamptons“ klingt wie The Smiths ohne Wahn(sinn), durch „Middle School Frown“ geistert der jüngere Paul Simon, „Saturday“ ist akustischer Blue-Eyed-Soul, ganz zart an der Schmelzgrenze, wie es sich für einen Samstag gehört (nach der „Sportschau“), „Why Won’t You Tell Me What“ rüttelt als sublimer Piano-Boogie wach.

Die schönste Passage? Vielleicht doch diese: „Rock’n’roll, you are in the air, so uncool, still I want to do the best I can.“ Es gibt keine Zukunft in den Träumen dieses Mannes, möchte man da fast ausrufen. Aber dann schweigt man doch lieber und freut sich einfach an der Gegenwart dieses tröstlichen Country-Pop-Soul-Albums.

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