Jude – Redemption
Das Cover des neuen Albums von Jude zeigt den Künstler mit seinem Vater. Der nämlich sang seinen Erstgeborenen seinerzeit in den Schlaf und brachte ihm – so sieht man’s auf dem Bild – die ersten paar Akkorde bei. Zusammen mit dem Album-Titel „Redemption“ soll man das vierte reguläre Werk des US-Amerikaners also wohl als Rückkehr und Reinigung und Neuanfang verstehen. Ein Beziehungsdrama war schon auf der letzten Platte verarbeitet worden, die vergeudeten Jahre im Streit mit Madonnas Maverick-Anwälten stehen für immer in dieser Biografie. Jetzt Erlösung von all dem! Michael Jude Christodal ist wieder frei, sich ganz seiner Passion zu widmen, und schreibt also 14 neue Lieder, die natürlich nicht so glattgebügelt klingen wie zu der Zeit bei der großen Plattenfirma. Jude liebt den Klang der späten Sechziger und frühen Siebziger, schreibt wie McCartney (seltener) und Lennon (häufiger), hat dazu aber die Sensibilität der neuen Folker. Ben Kweller will neuerdings ja Ähnliches, ist aber grüner hinter den Ohren als der erfahrene Jude, der nie weniger als souverän klingt und sich von seinen Zitaten nicht beherrschen lässt.
Das Album beginnt ungewöhnlich mit „All I Want“, das eigentlich nur aus einer provisorisch gespielten Akustischen undjudes feinem Halbfalsett besteht. Doch Jude ist nicht Elliott Smith, und schon Song zwei ist größer produziert, mit Lennon-Delay auf der Stimme und Glam-Rock-Trommeln. Apropos Trommeln: Jude kennt jeden in seiner Wahlheimat L.A. und hat sich deshalb bei den Aufnahmen von gut zwei Dutzend lokalen Größen unterstützen lassen. Pete Thomas (The Attractions), Paul Kimble (Grant Lee Buffallo), Ben Peeler (Mavericks), Sheldon Gomberg (Sly Stone, Ryan Adams, Rickie Lee Jones), Don Heffington (Lone Justice, Jayhawks) – alle lassen sich ein auf Judes Vorsatz, keine Konfektionswahre zu produzieren.
Erfreulich ist dabei, dass Jude sein kleines Comeback (inklusive eines Songs für die aktuelle „O.C. California“-Staffel) nutzt, um den Kopf wirklich aus dem Sand zu ziehen und mit viel Lust und Lebensfreude singt, komponiert und arrangiert. Der „Kcuolwr“-Funk von „Love, Love, Love“, der lustige Shuffle „Run To My Room“, der zappelnde Buddy Holly-Spaß „Break-up Song“: alles Musik von einem, der sich seine Freiheit zurück geholt hat und sich für den Moment um nichts schert als die Musik, die ihn glücklich macht. Keine schlechte Voraussetzung für eine gute Platte.