Kante – Zweilicht
Klappt nicht mehr so mit dem Diskurs im deutschen Diskurs-Pop: Auf die Replik zu den letzten Thesen, auf die musikalischen Verrisse oder epigonalen Kopf nicker warten wir schon
verdächtig lange. Wo Blumfeld (auch wieder zwei Jahre her) doch so einladend plakativ George Michael und die Münchener Blödheit bemühten und Surrogat den wieder entdeckten Rock unter größten Mühen durchs Land geschleppt haben. Jetzt kommen Kante und machen das nächste Fass auf. Alle gut mitschreiben, bitte.
Da wäre als erstes, dass auf ^Zrveilicht“ (Kantes zweiter Platte) eine Hälfte von Blumfeld spielt: Bassist Peter Thiessen, hier Sänger und Gitarrist, und Keyboarder Michael Mühlhaus, der als Gast mitläuft. Unter Vertrag ist die Band beim Label Kitty-Tfo, dessen Chef wiederum Patrick Wagner von Surrogat ist – so kommt dann doch eines zum anderen. Eventuelle Rückschlüsse aufs Material blockt Thiessen schon im zweiten Stück ab: „In manchen Momenten ist sie für eine Weile mehr ab die Summe der einzelnen Teile“ – er meint die Musik, und die erinnert ausgerechnet hier noch am ehesten an Distelmeyer. Wenn es noch sowas wie Indie-Hits gäbe, das wäre einer.
Die Sache mit der Teilchenstruktur bezieht sich viel mehr auf den handwerklichen Ansatz. Es heißt, dass Kante das komplette Album am Heimcomputer simuliert und dann im Studio nachgespielt haben. Weitgehend akustisch, auf klingelnden Gitarren und Klavieren aus Porzellan. Autorenmusik. So behutsam gesetzt, als ob der krispe Pop jeden Moment in seine Waffelschichten zerfallen könnte. Richtig anhören kann man die Kopfgeburt aber nur dem Titelstück und „Best Of Both Worlds“, einer Suite für Talk Talk-Piano und Klarinette. Der Rest der Referenzliste steht unter R wie Radiohead.
Ist also alles sehr nüchtern erdacht, trotzdem berührt es teilwebe mächtig, und das galt es wohl zu beweben. Bis zuletzt verdrückt sich Peter Thiessen Blumfelds Tränen, Surrogats Schweiß. Erst ganz zum Schluss lässt er es raus: „My Love Is Still Untold“. Über Liebe kann man nur auf Englbch singen.