Kasabian – Kasabian

Obacht, das ist jetzt wieder der andere Britpop, der bärtige, schmierhaarige, prollige, der mit den weiten Hosen und dem Affen-Schlurigang, der die Beatles nicht kennt, vielleicht noch das psychedelische Album der Stones. Der Britpop, der Kokain zu intellektuell findet und lieber Pillen schluckt. Der Britpop, bei dem oft ein Mann in der Band ist, der nur mit Rasseln herumtanzt und auf dem Plattencover die Tätigkeit „Vibes“ zugewiesen bekommt. Der Britpop aus dem Norden, den viele irrtümlich für Acid House halten.

Machen wir’s ausnahmsweise wie in den bescheuerten „Like this? Try these!“-Kästchen unten an Plattenbesprechungen:

Wer die Happy Mondays, Primal Scream und die Dance-Stücke der Stone Roses nicht toll findet, kann Kasabian vergessen. Aus dem Norden sind sie nicht, sondern aus Leicester in der Mitte Englands, Tänzer haben sie keinen – sie nutzen den Wissensvorsprung, den eine junge Band 15 Jahre nach Acid-Madchester und zehn Jahre nach Oasis haben kann, mit satanischer Zielstrebigkeit. Ein sägender Bass ist Kasabians Leadgitarre, der Schlagzeuger ist sich nicht zu fein, die ganze Zeit den einzigen richtigen Rhythmus zu spielen, der auch in der Mitte liegt, in der Mitte zwischen Lethargie und poppiger Anmache. „I break bones, stealing mobile phones, and I’m cutting deals for these homeless meals“, zählt der Sänger auf, er näselt tadellos und droht dem arglosen Hörer offenbar Schmerzen an. Eingängig.

Kasabian brodeln und patschen, müssen den Akkord nicht wechseln, bevor die Zigaretten alle sind (also auf dieser Platte gar nicht), und die Effekte klingen, als ob einer von ihnen nebenbei auf einer sehr alten Playstation spielt. Diese arrogante, affige Musik ist nie souveräner und illusionistischer gemacht worden, auch nicht von den Vorbildern. Doch einem Marsmenschen wird man auch mit dem Kasabian-Album nicht erklären können, warum man das unbedingt hören soll.

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