Kate Bush :: Director’s Cut

Als es hieß, Kate Bush werde eine Sammlung mit umgearbeiteten Stücken aus ihren alten Alben „The Sensual World“ von 1989 und „The Red Shoes“ von 1993 veröffentlichen – da freute ich mich schon wie Klein Mäxchen auf die neue Version von „Eat The Music“, dem bizarren Schunkellied mit Ukulelen und Sunshine-Reggae-Bläsern, in dem Bush lauter Früchte aufzählt. Ein Song, an dem es durchaus Einiges zu verbessern gäbe! Aber er fehlt hier natürlich. Stattdessen hat die Künstlerin – der eine oder andere hat es vermutet – elf der besseren Stücke aus den zwei Platten ausgewählt, einzelne Instrumente neu einspielen lassen, anders gemischt, Texte leicht geändert, alles neu gesungen. Aber auch viel behalten. Und obwohl es freilich immer eine Freude ist, die Meisterin des schamanisch-femininen Pop wiederzuhören: Diese Edition bleibt ein Rätsel. Entweder ist sie das kleine Privatvergnügen einer Künstlerin, das sie besser für sich behalten hätte. Oder, gegen den Gedanken kann man sich kaum wehren: Es ging nur darum, ein verkäufliches Produkt zu kreieren. „Director’s Cut“ wird auch als Dreier-CD-Box mit den zwei alten Alben erscheinen – die es doch eigentlich zu aktualisieren galt! In die Wertung muss das mit eingehen, so hervorragend die Musik an sich auch großteils ist.

Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre war die Zeit, in der bei Bush das Frühreife langsam in Lebenstüchtigkeit umschlug, die Familie wichtiger wurde, das künstlerische Konzept ins Wanken geriet. Davon erzählen herrliche Stücke wie „The Sensual World“, „The Song Of Solomon“ und „Moments Of Pleasure“, die sicher nicht noch besser werden, indem man im Jahr 2011 ein bisschen den Hall herausdreht, Percussion-Sounds austauscht oder (wie beim letzteren) eigentlich gar nichts ändert. Als Bush 1986 die Kinderstimme von „Wuthering Heights“ noch einmal aufnahm, ergab das noch Sinn. Warum die Dame nun die Songs der Dame neu singt – das kann sie zwar sicher erklären, einen frischen, fremden Blick auf die Musik lässt es dennoch nicht zu. Unfreiwillig komisch wird es gar, wenn der 22 Jahre alte Computerliebe-Song „Deeper Understanding“ mit Vocodergesang aufgepeppt wird, der eher an 70er-Kraftwerk erinnert. Und das ansteckend soulige „Rubberband Girl“ ein neues Playback bekommt, das wie „Street Fighting Man“ von den Stones klingt.

Also: Wer die Originalalben hat, braucht das hier wirklich nicht. Oder es steckt ein heimlicher, mir völlig unverständlicher Dreh hinter „Director’s Cut“, den ich der Magierin Kate absolut zutrauen würde. Angeblich steht ihre wirklich neue Musik kurz vor der Vollendung. Hat sie vor sechs Jahren aber auch schon gesagt. Wir haben keine andere Chance, als ihr zu glauben.  

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