Kathryn Williams – Old Low Light :: CAW RECORDS/EASTWEST
Dass sie nicht erstickt am Leisesein! Auf den beiden Vorgängern „Dog Leap Stairs“ und „Little Black Numbers“ klang die Williams tatsächlich wie die Zwillingsschwester von Nick Drake. Auch für „Old Low Light“ hat sie ihre Persönlichkeit nicht grundlegend renoviert. Noch immer dominiert das geliebte Cello die fein gesponnenen Songs, ist Williams mal eine entstörte Version von Stina Nordenstam, dann wieder die Schnittmenge aus Edith Frost und der frühen Suzanne Vega.
Was aber auffällt, ist die kräftigere, etwas vielseitiger ausgefallene Instrumentierung der Lieder. Bläser, Violinen und ein vorsichtig gestrichenes Schlagzeug machen Stücke wie „Devices“ oder „Daydream And Saunter“ zum Schönsten, was Kathryn Williams je gelungen ist. Das Cello ist der Engelsflügel der Seele, und Williams dirigiert diesen mittlerweile perfekt. Songs wie „Wolf“ sind eine Offenbarung und gleichzeitig die schallende Ohrfeige für jene Eseligen, die die Sängerin lediglich als klampfende Bedeutungslosigkeit abgewertet haben.
Natürlich taugt die Frau nicht zum Star, schwadroniert bei ihren Konzerten gern über familiäre Ereignisse und verspielt sich daraufhin in tüchtiger Unkonzentriertheit. Möglicherweise häkelt sie ja auch. Aber Kathryn Williams berührt wie die ersten Herbstblätter. Der gefrorene Sturm, gefangen im Naturalismus der Szene.