Kevin Coyne – Dandelion Years 1969-1972 :: Die (ganz) frühen Jahre des extravaganten Musikers und Malers

Gene Vincent mag sein erstes ganz großes Idol gewesen sein. Aber das hinderte John Peel nicht daran, mit den Jahren unablässig nach neuen Talenten zu suchen, die abseits von jeglichem Mainstream ihre musikalische Identität suchten. Als er das Debüt des selbst in In-Zirkeln in London restlos unbekannten Quintetts Siren auf seinem Dandelion-Label veröffentlichte, pries er das in den Liner Notes dafür, dass es sich nicht um Superstars und nicht um Betrug, nicht um Art Rock und auch nicht um Blender handle. Jac Holzman war von der Platte so angetan, dass er sie und auch das Folge-Album auf seinem Label veröffentlichte.

Was ihn womöglich faszinierte, war diese Kombination aus Traditionsbewusstsein und Singer/Songwriter-Ambitionen, mit denen sich der Sänger der Band profilierte. Ob das besonders einfallsreich war, für die erste Platte noch mal das fast von jedermann damals aufgenommene „Rock Me Baby“ einzuspielen, ist eher zweifelhaft. Aber in Sachen Jump Blues, Boogie und Barrelhouse Jazz-Dingen war diese Band richtig firm.

Nach dem Misserfolg der beiden LPs – Coyne lebte da keine Songwriter-Boheme, sondern eher sehr ärmlich als Sozialarbeiter mit Frau und Kindern war Schluss mit herkömmlichem Blues. Von einem nie zu Ende gebrachten dritten Siren-Album tauchten ein paar schon eingespielte Aufnahmen auf Coynes Solo-Debüt auf. Aber auch das waren schon eher grimmige Betrachtungen über Außenseiter der Gesellschaft, Botschaften aus einem tiefen Loch von Einsamkeit und Bekenntnisse eines seine zeitweilige Todessehnsucht nicht leugnenden Zeitgenossen. Aus „My Message To The People“ und „Mad Boy“ sprach unverstellt Verzweiflung. Da das manchmal in archaischster Blues-Form vorgetragen wird, allerdings ohne geringste Verzierungen und mehr wie ein Schwall von Bewusstseinsstromprosa, ist der Vergleich mit dem Solo-Debüt von Syd Barrett und Nick Drakes „Pink Moon“ von Michael Heatley in den Liner Notes nicht sonderlich glücklich. Aber gerade diese dritte LP wurde zum Kult-Teil unter Coyne-Fans.

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