Kino: Confessions – Geständnisse :: Regie: Tetsuya Nakashima

„Leben“ heißt das Thema am letzten Arbeitstag der Lehrerin Moriguchi (Takako Matsu). Groß schreibt sie das Wort an die Tafel, erzählt dann von den humanistischen Idealen ihres Berufes, vom langsamen Sterben ihres an Aids erkrankten Ehemanns und dem Tod ihrer kleinen Tochter Manami. Die Jugendlichen der siebten Klasse hören kaum zu. Moriguchi geht durch den unruhigen Raum, redet konzentriert hinein in eine Kakophonie aus Gelächter, Streit, Zwischenrufen. Ihr Monolog ist eine verstörende Auftaktszene, die in entsetzter Stille endet, als sie erklärt, zwei Schüler hätten Manami ermordet. Und weil die als Minderjährige dafür nicht belangt werden könnten, hätte sie in deren Schulmilch das HIV-Virus gemischt. So sollen sie den Wert des Lebens schätzen lernen.

Mit dieser Lektion beginnt als Variante von Hitchcocks „Cocktail für eine Leiche“ ein komplexer, in jeder Phase unberechenbarer Thriller, der erzählerisch und visuell einen irren Sog erzeugt. Der intelligente, arrogante Shuya (Yukito Nishii) ist ein Sadist, der Aufmerksamkeit sucht – vor allem bei seiner Mutter, die für ihre Karriere als Physikerin die Familie verlassen hat. Nun wird er zum Mobbingopfer und findet in einer von Suizidgedanken getriebenen Mitschülerin eine Seelenverwandte. Der Außenseiter Nao­ki (Kaoru Fujiwara) dagegen fällt vor Schuldgefühlen in selbstzerstörerische Neurosen, was dessen liebende Mutter nervlich nicht verkraftet. Während der Plot immer perfidere Wendungen nimmt, streift Regisseur Nakashima den Horror der Pubertät mit ihren konfusen Gefühlen und bildet eine verrohte, egoistische Gesellschaft ab.

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