Klaus Theweleit (Hg.)

How Does It Feel – Das Bob-Dylan-Lesebuch

Rowohlt 19,95 Euro

Zu Bob Dylans 70. Geburtstag Ende Mai wird es wieder viele Gratulanten geben und wenig, was bisher noch nicht über den Songwriter, Dichter, Bilderstürmer, Mann der 1.000 Stimmen etc. gesagt oder geschrieben wurde. Gerade hierzulande hat man in den vergangenen Jahren das Gefühl, sogenannte Popkulturtheoretiker beschäftigten sich mit nichts anderem mehr als mit der Exegese des Dylanschen Werkes. Klaus Theweleit hat nun einen Sammelband der „schönsten Texte über sein Leben und Schaffen“ (Klappentext) zusammengestellt und auch unbescheiden einige seiner eigenen assoziationsreichen Essays inkludiert. Ist aber natürlich eh ein bisschen geflunkert – die schönsten, wenn auch auf den ersten Blick nicht erhellensten Texte hat Dylan mit „Chronicles“, vor allem aber in seinen Interviews Mitte der 60er-Jahre selbst geliefert.

Nichtsdestotrotz bietet die Sammlung viel Lesenswertes. Zum Beispiel einen von Dylans Rückzug nach dem legendären Motorradunfall 1966 inspirierten Auszug aus Don DeLillos Roman „Great Jones Street“ und Berichte aus erster Hand von der kürzlich verstorbenen Dylan-Freundin Suze Rotolo (aus ihren Erinnerungen „A Freewheelin’ Time“), dem Jazzkritiker Nat Hentoff­ (von den Aufnahmen zu „Another Side Of Bob Dylan„) und dem Schriftsteller/Schauspieler Sam Shepard (aus seinem „Rolling Thunder Logbook“).

Greil Marcus und Sean Wilentz arbeiten sich ein wenig vorhersehbar an der großen amerikanischen Erzählung ab, Richard Klein widmet sich der Dylanschen Stimme(n), Heinrich Detering befasst sich mit der „Theme Time Radio Hour“ (gerne hätte man hier auch seinen brillanten Vortrag über Dylans Born-Again-Phase gelesen), Diederich Diederichsen zeigt den Songwriter als Meister aller Medienformate und macht ihn zum eigentlichen Autor von Pennebakers „Don’t Look Back“, was angesichts der vor einigen Jahren veröffentlichten B-Roll und Dylans Reak­tion auf den Film eher unwahrscheinlich erscheint.

Klaus Theweleit will in dem gefälligen „Nashville Skyline“-Track „I Threw It All Away“ eine „Feier der Verschwendung und Verausgabung“ erkannt haben und zieht Parallelen zu Eric Burdons „Good Times“. Aber das ist auch das Interessante und Sympathische an dieser Sammlung: dass selbst hinter dem akademischen Duktus mancher Autoren immer die Bewunderung und die teilweise nostalgisch verklärte eigene musikalische Sozialisation hervorlugen. Schließlich heißt die Sammlung ja „How Does It FEEL“.