Kula Shaker – Strangefolk :: Neo-Psychedelisches mit viel Pop und nur noch wenig Indien
Die Schweineorgel saust einem von links und rechts um die Ohren, die Hi-Hat lässt den Bass und die Gitarre einen Freudentanz aufführen, Trompeten pusten einem heiße Luft ins Gesicht, und bevor der euphorisierte Sanskrit-Chor die Beschwörungsformel „Narayana“ murmelt, verkündet Crispian Mills, dass es wieder an der Zeit ist, ein Lied der Liebe zu singen und die Welt zu retten. Mit dem knuffigen Groove von „Song Of Love/Narayana“ sind Kula Shaker dorthin zurückgekehrt, wo sie vor zehn Jahren begonnen und mit Nummern wie „Tattva“ ein Indienrevival des Pop ausgelöst haben.
Auch wenn die indischen Elemente auf dem Rest des Albums „Strangefolk“ eher in den Hintergrund gedrängt werden, so ist doch der Hang der Briten zum Mystizismus, zur Spiritualität, zu neo-psychedelischen Songstrukturen, zu Sixties-Harmonien und zum Sound der Hammond-B3-Orgel ungebrochen. Dawäre zum Beispiel die Nummer „Second Sight“, die nach einem choralhaften Vorspiel mit sanft vibrierender Orgel auf die Spuren von Alice durch den Kaninchenbau ins Wunderland kriecht und dabei Yes-Satzgesänge und Santana-Rhythmen auftut. Oder „Fool That I Am“, bei dem sich Mills von putzigen Wurlitzer-Melodien und Byrds-Gitarren begleitet lässt, wenn er von Sonne, Mond und Sternen und der Liebe auf den ersten Blick singt. Wehmut weht durch fast alle Stücke.
Das Album hält auch einige Überraschungen bereit: Das Rock’n’Roll-Statement in „6ft Down Blues“ etwa, das in Einkaufszentren und Multiplexen nur den Tod entdeckt. Vor allem aber verblüffen Kula Shaker damit, dass sie politisch nicht nur konkret werden, wie in „Die For Love“ („Don’t wanna be wrapped up in a flag/ Or spill all my blood upon sand/ No, don’t wanna die for some pack of lies“), sondern auch richtig witzig sein können: Das kauzig twistende „Great Dictator“ jedenfalls ist mit seinem ulkigen Slogan („I’m a dick, a dick, a dictator!“) der seit langem unterhaltsamste Anti-Bush-Song.