Kylie Minogue :: X
Blässlicher Standard-Elektro-Pop ohne den einstigen Glanz
Da man sich Kylie Minogue offenbar ganz offiziell ohne diesen Leidens-Topos nicht mehr nähern darf, sei’s drum: Ja, Brustkrebs und Beziehungsende sind überwunden, wie schön, sie ist wieder da. Kulturwissenschaftler können sich schon einmal ein paar schöne Thesen zusammenschwurbeln, inwiefern es die Performance einer völlig abstrakten, discokugelblanken Pop-Fantasie nachhaltig schädigt, wenn plötzlich das Bewusstsein um deren Körperlich-und allzu menschliche Sterblichkeit zu nachhaltigin Hirne und dann auch OhrcnderHörerschaft sickert.
Womöglich aber liegt es auch einfach nur an der mangelnden Originalität ihres retroverliebten, euro-disco-knutschenden Standard-Elektro-Pop, dass Kylie jenen bestechenden Glanz verloren hat, dieses zwingende La-la-la, das sie vor sieben Jahren von ihrem irdischen Nachnamen befreite. Denn lässt man Genesungsfreude und generelle Sympathie beiseite, ist „X“ eine blässliche Angelegenheit. „2 Hearts“, eine Glam-Single von jenem Typus, die einem beim ersten Hören nicht sofort erobert, doch durch beständiges Umschmeicheln dann doch noch zu zermürben vermag, „No more rain“, von Kylie mitverfasst, eine leidlich banale Heilungsschnulze auf Wettermetaphorik-Basis. Dazu ein paar gute Ideen und zu viel nur solides Füllmaterial und Vocoder-Schmonz.
„X“ könnte stimmigerweise für Kylies zehntes Album stehen, doch leider fungiert das X hier eher als ein beliebig austauschbarer Platzhalter. Madonna, Gwen Stefani, irgendein dahergelaufenes Dancefloor-Maunzchen-eigentlich denkt man beim Anhören des mäßig originellen Materials ständig an jemand anderen. Zwitschert ein Sample, erwartet man fast automatisch Madonnas ABBA-Schnipsel, bei „Like A Drug“ möchte man gerne, weia, „Respectable“ von Mel & Kim drübersingen. Kylies derzeitiges optisches Mätzchen, sich allen Ernstes als Marilyn Monroe zu verkleiden, findet seine Entsprechung auf „X“: Glitzerschühchen, die leider schon von anderen ausgelatscht wurden.