La Düsseldorf/Viva/Inidviduelios

Krautrock darf man das nicht nennen, obwohl die Leute dann wenigstens wissen, was gemeint ist. „Der Soundtrack für das Disco-Volk der 80er“, dichtete David Bowie 1979, als er einem englischen Interviewer die deutsche Band La Düsseldorf erklären sollte, die seine halbelektronischen Berlin-Alben angeblich so sehr beeinflußt hatte. Das Disco-Volk hörte natürlich andere Platten – die drei von La Düsseldorf ließ sich zwar in glamourösen weißen Overalls bestaunen, traten in Frank Zanders „Plattenküche“ auf und verkauften sechsstellige LP-Mengen, aber das war natürlich nichts anderes als LSD-Musik, der Rumsitz-Beat.

Bandleader Klaus Dinger, davor Kraftwerk-Schlagzeuger und Maestro der Gruppe Neu!, muß die vergangenen Jahre komplett vor Gericht verbracht haben: Nachdem 2000 die alten Neu!-Alben bei Grönemeyers Grönland erschienen, kommen erst jetzt die drei offiziellen Alben von La Düsseldorf, für die Interessenten, die weder die Originale noch die beliebten Bootlegs oder Japan-Importe haben.

Die Überraschung hält sich in Grenzen, denn das Debüt „La Düsseldorf“ von 1976 ist eine gradlinige Fortsetzung der späten Neu!-Sachen, bei denen die zwei neuen Mitarbeiter – Dingers Bruder Thomas und Hans Lampe – ohnehin schon mitgespielt hatten. Neu!-Partner Michael Rother war ins Ländliche abgehauen, in sonderbar zwingender Logik feiert Dingers neue Band die Stadt als solche, singt die ersten 20 Minuten lang vor allem „Düsseldorf!“. Der typische, bis heute von Möchtegern-Krautrockern kopierte, monoton-halluzinatorische Beat und die still jodelnden Synthesizer und Fuzz-Gitarren werden mit Sprechgesang-Splittern behelfsmäßig zu Songs ausstaffiert. Die Ähnlichkeiten zum späteren NDW-Punk sind rein oberflächlich: Dies hier ist für urbane Hippies.

„Viva“ (3,5) von 1978 hat neben dem seltenfüllenden Trance-Hit „Cha Cha 2000“ eine überzeugendere Song-Hälfte, auf der Dinger sich allerdings auch als Rock-Liedermacher präsentiert, der darauf aufmerksam macht, daß Blumen und Vögel schöner sind als Geld – die erste musikalische Entwicklung, mit der er schlecht beraten war. „Inidviduelios“ (2) war 1980 ein ausgesprochen uninspirierter Nachfolger, dann gingen die Rechtsstreitigkeiten los.

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