Lenny Kravitz :: Lenny
Der Reimkünstler wiederholt seinen formelhaften Retro-Hippie-Rock
Nach „Mariah“, „Whitney“ und „Britney“ jetzt „Lenny“. Kravitz wolle mit dem sechsten Werk sein Inneres nach außen kehren, wurde verlautbart, sich ganz offenbaren. Leider hat es nicht geklappt – es ist doch wieder nur ein ganz normales Album geworden, auf dem die üblichen Kravitz-Ingredienzen kompetent zusammengemischt wurden vornehmlich Retro-Rock und Hippie-Texte. In seinem Roxie-Studio zu Miami hat er zwölf Songs aufgenommen, natürlich mit jeder Menge „vintage equipment“ und fast komplett in Eigenregie.
So wandelt er denn anfangs auf dem „Battlefield Of Love“ umher und greint „If I Could Fall In Love“, ohne dass sich eine Melodie sonderlich aufdrängen würde. Erst „Yesterday Is Gone (My Dear Kay)“ hat diese typische Kravitz-Qualität: Die Ballade schleicht sich dank simplem Chorus erbarmungslos ins Gedächtnis, auch wenn man Zeilen wie „The one thing constant is that there is always change“ durchaus schon mal gehört hat. Es sind wieder einmal die ruhigeren Lieder, die am überzeugendsten gelingen: „Stillness Of Heart“ fließt unspektakulär, aber charmant vor sich hin. Bloß die Schüttelreime stören. Sicher, „Always On The Run“ war auch kein lyrisches Meisterwerk, geschweige denn ,,Let Love Rule“, aber damals besaß Kravitz immerhin noch Drive und gute Gitarristenfreunde. Jetzt werkelt er alleine vor sich hin, und dann kommen leider nur selbstverliebte und wenig inspirierte Langweiler-Stücke wie „Believe In Me“ raus: Da reimt sich „sacrifice“ auf „paradise“ und „nights“ auf „fights“, vor einer scheinbar modernen, tatsächlich aber nur öden Drumcomputer-Kulisse, die noch durch Streicher verkitscht wird. Bei „Pay To Play“ holt er noch das Beste aus Mini-Moog und Gitarre heraus, aber innovativ ist das auch nicht – eher „Always On The Run“ revisited, obwohl er dann in „A Million Miles Away“ ja singt: „Tm just so tired of being on die tun.“ Trotz des abgegriffenen Titels vielleicht der packendste Song dieses Albums.
So ernst Lenny Kravitz es auch meinen mag, manchmal kann man sich angesichts seiner gespielten Naivität das Grinsen kaum verkneifen: „There’s too much poverty, sickness, diere’s pain and steife/ Why aren’t we trying to improve this thing called life?“ fragt der Mann, der ja nicht gerade frisch aus der Umwelt-AG des Gymnasiums kommt, in „God Save Us All“. Wie gemein das Leben ist, musste er jüngst am eigenen Leib feststellen: Kravitz wurde festgenommen, weil er einem Bankräuber ähnlich sah.