Leonard Cohen :: Field Commander Cohen: Tour Of 1979

Ohne Anlass, ohne Erklärung: ein etwas rätselhaftes Live-Album Eine etwas verschrobene Idee, nach 22 Jahren eine Tournee zu dokumentieren, die nicht ganz so legendär ist wie etwa die Auftritte von Bruce Springsteen zu jener Zeit Wäre es doch eine neue Cohen-Platte, die erste nach „The Future“ Doch der Alte kocht für die Mönche, lebt enthaltsam und genießt den Frieden. Führt womöglich die glücklichste Existenz von allen titanischen Songschreibern.

Cohen im Konzert: Das war immer ein jüdischer Conferencier, ein Kaffeehaus-Literat mit süßlichem Schrammelorchester und viel Frauengesang im Hintergrund, das waren Oud und Mandoline und selten elektrische Gitarre. Das waren Gesänge als Gebete, Psalmen eines Ungläubigen, Ekstase in sonorem Timbre, das Wort zu Fleisch geworden. Cohen hatte schon damals diese ostentative ^Wfeltmüdigkeit, das Priesterhafte und Enigmatische. Aus der Distanz wird der Rätselcharakter von Cohens Werk immer noch rätselhafter.

Heute, da außer Lehrerinnen und Reich-Ranicki ohnehin niemand mehr ein Gedicht liest, tönt Leonard als ferne Stimme hinüber ins neue Jahrtausend. Sie singt „Field Commander Cohen“, „Lover, Lover, Lover“, „The Gypsy’s Wife“, „Hey, That’s No Way To Say Goodbye“ und „Memories“ (hier dreht der Unbewegte plötzlich auf, muss aber auch seine Musiker würdigen), als Zugaben „Bird On The Wire“ und „So Long, Marianne“. Nichts von „Songs OfLove And Haie“, seinem schwärzesten Album. Wenig von „Death OfA Ladies Man“, seinem monströsesten. Aber auch keine „Suzanne“, keine „Sisters Of Mercy“, kein „Chelsea Hotel“.

„Tour Ofl979″hat keinen Anlass, keine Backstage-Fotos, keine unveröffentlichten Songs, keine gewichtigen Linernotes. Die Platte ist einfach da. Zunächst versteht man es nicht Die Songs verklingen, man hat sie alle irgendwann schon gehört, wenig davon behalten. Aber dann hört man noch einmal die lange Geschichte „The Stranger Song“: „And taken from his wallet an old schedule of trains he’ll say, 4 told you when I came I was a stranger‘.“ Und das ist es dann. Auch eine Art, Goodbye zusagen.

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