Leonard Cohen :: I’m Your Man

Ein Porträt — und ein Tribut-Konzert mit Nick Cave, den Wainwrights, Jarvis Cocker, Handsome Family

Es ist natürlich Bono, der dem Dichter die schönsten Gloriolen flicht, seinen Ausdruck, seine Tiefe, ja Unergründlichkeit preist: Leonard Cohen blicke nicht nur über den Tellerrand, sondern in den Schlund der Existenz. Auf einer kleinen Bühne spielen U2 dann mit dem Meister „Tower Of Song“, und der Gitarrenton von The Edge ist auch hier unverkennbar. Bei dem großen Tribut-Abend war die Band freilich nicht dabei, aber immerhin gaben sich offenkundige (Nick Cave, The Handsome Family) und weniger kongeniale (die McGarrigles, Beth Orton, Jarvis Cocker) Bewunderer die Ehre. Die Jodeleien von Rufus Wainwright und seiner Schwester Martha, auch die Gefühlsduselei Antonys entsprechen allerdings nicht der lakonischen Existenzphilosophie Cohens, der hier von der Tapferkeit des Kriegers spricht, der schon von seiner Niederlage weiß und trotzdem kämpft – ohne Zaudern, ohne Jammern.

Lian Lundson versucht sich auch an Splittern einer Biografie, doch die Vita verschwindet hinter den trockenen Erzählungen des alten Leonard Cohen. Von Amphetaminen, Alkohol, Depressionen, erotischen Eskapaden und romantisch-kommunistischen Anwandlungen ist nicht die Rede – so als wäre der Mann schon als Orakel auf dem Klosterberg zur Welt gekommen. Rennie Sparks von der wenig berühmten Handsome Family gelingt mit „Famous Blue Raincoat“ eine sonore, überdeutliche, erschütternde Interpretation ohne Glitter, Glamour und Glissando: ein Riss an der Schulter, das ist alles. Existenz noir.

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