Letters From Iwo Jima :: Start 22.2.

Malpaso heißt seine eigene Produktionsfirma, nach dem mexikanischen Wort für Fehler. Viel misslungen ist Clint Eastwood allerdings nicht in seiner Karriere. Mehr als 50 Filme hat er als Schauspieler gedreht, 27 sogar selbst inszeniert und zweimal den Oscar als bester Regisseur gewonnen. Das kann sonst niemand in Hollywood von sich behaupten. Eastwood hat die Anfeindungen von Liberalen überlebt, die ihn für seine Law-amd-order-Actionfilme wie „Dirty Harry“ als gewaltverherrlichenden Zyniker brandmarkten. So kümmert es ihn auch nicht, zurzeit von einigen rechten Falken als Landesverräter attackiert zu werden.

Voller Bitterkeit führte er in „Flags Of Our Fathers“ den Mythos von Amerikas Siegeswillen während des Pazifikkrieges als Marketingtrick vor – und zollt dafür nun in „Letters From Iwo Jima“ dem Kampfgeist der Japaner ehrenhaft Respekt.

Entstanden ist ein einzigartiger Zweiteiler, bei dem sich beide Filme im jeweils anderen spiegeln. In „Letters“ erhält der gesichtslose, anonyme Feind von „Flags“ nun ein Antlitz, dem die ausschließlich japanischen Darsteller in ihrer Sprache eine charakterliche Authentizität verleihen. General Kuribayashi (Ken Watanabe) soll die Insel Iwo Jima mit rund 20 000 Mann gegen die heranrückende US-Flotte verteidigen. Als der zugesagte Nachschub an Mensch und Material ausbleibt, ist den japanischen Soldaten klar, dass sie alle sterben werden. Aus ihrer Perspektive wird in bedrückender Atmosphäre die amerikanische Übermacht zur erdrückenden Bedrohung. Tagelang sind sie in ihren Höhlen und Tunneln einem zermürbenden Bombardement ausgesetzt. Bei der Landung der Amerikaner kämpfen die Japaner um jeden Stein der Insel. Dabei werden angerissene Szenen aus „Flags“ in „Letters“ ausführlich gezeigt – wie der scheußliche Tod eines GIs durch einen Bajonettstoß. Und manche Situationen sieht man subjektiv von der anderen Seite, etwa wie die japanischen MG-Schützen in einem der Bunker einen qualvollen Tod durch einen Flammenwerfer sterben.

Und so wie „Flags“ die Amerikaner nicht als furchtlose Helden feiert, sind die Japaner in „Letters“ nicht nur gefühllose Kamikazekiller. Beide begehen barbarische Taten, haben fanatische Patrioten in den Reihen, wären aber in der Mehrzahl lieber zu Hause. „Letters“ basiert auf bewegenden Briefen, die japanische Soldaten an ihre Familien geschrieben hatten. Und Kuribayashi, ein kultivierter Ehrenmann, ringt trotz fragloser Loyalität mit Gedanken an seine amerikanischen Freunde.

Während bei „Flags“ die Gegenwart in Farbe inszeniert ist und mit gräulichen Tönen der Rückblick auf die Schlacht, verfährt „Letters“ umgekehrt: Farbige Rückblenden zeigen intime Momenten der Harmonie, wodurch die Klaustrophobie in den monochromen Bildern von der Insel verstärkt wird. „Letters“ ist meisterhaft, auch wuchtiger und klarer in seiner Aussage als „Flags“. Den Oscar aber würde Eastwood diesmal gewiss jedem anderen gönnen.

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