Life Of Agony – Broken Valley

Da sitzt er nun, der größte Life Of Agony-Fan auf der ganzen Welt und stammelt: „Das ist, wie wenn man seine erste Freundin wiedertrifft, und die sieht jetzt total scheiße aus.“ Ein anderer spricht von Mut, Schnörkellosigkeit und einem heilenden Verfremdungseffekt wie bei Metallicas „St. Anger“. Aber auch er fügt an: „Vielleicht ist das aber auch Mucke für alte Säcke, und auf den Konzerten warten bald alle nur noch auf die alten Hits.“ Man weiß es nicht. Die vierte Life Of Agony-Platte ist ganz, ganz komisch, aber nicht lustig.

Allein die Vorgeschichte: Eine vielversprechende Kapelle zerbricht an künstlerischen Kompromissen. Nach dem Scheitern aller Solobemühungen jedoch vereinigt man sich wieder und spielt eine Tour fürs Geld. Auf ihren ersten drei Alben haben Life Of Agony mit ihrer Mischung aus New-York-Hardcore-Härte und einem romantischen Stimmwunder am Mikro eine Brücke zum Erwachsensein gebaut. Ihre Differenzen, Angst und Liebe schufen neue Wege. Jetzt sind sie sich einig. Der Sound ist befremdlich roh, Caputo singt mit rauher Kehle statt in glasklaren Höhen, nichts bleibt hängen und eigentlich ist das ja auch gut so.

Denn das ist nicht natürlich nicht das Album, das sie 1997 nach „Soul Searching Sun“ aufgenommen hätten. Aber während längst neue melodiöse Rockbands wie Dredg ihre Lücke besetzen, klingen LOA 2005 wie alles, nur nicht wie sie selbst: Ein bißchen späte Soundgarden etwa und viel der späteren Stone Temple Pilots erkennt man. In dieser Tradition beginnen „Love To Let You Down“ oder „Last Cigarrette“ ab fette, dynamische Rocknummern. Es folgen schwere Baßläufe, stoische Rhythmen, metalverwurzelte Gitarren, aber auch Caputos neue Stimme, die zeitweise leider einen Hang zum Schwanzrock aufweist Ist der jetzt selbstbewußt? Oder war es das Koks?

Fest steht: Sie haben sich auch nach acht Jahren Pause wieder auf ihren Sänger eingestellt. Aber richtig hätten sie es sowieso nicht machen können. Nicht nach dieser Vorgeschichte. Nicht einmal die Dramatik fehlt. Eher die Unschuld,

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