Liquido – At The Rocks

Rock-Bands aus Baden-Württemberg finden seit den Schwäbel-Zeiten von Wolle Kriwanek oder Schwoißfuaß an den „Crossroads“ zwei Wegweiser: Der eine zeigt auf Hartmut Engler und peinlichen Deutschrock-Sirup mit permanenter Nabelschau. Der andere weist den Weg zu Fool’s Garden und einer Zukunft, die darin besteht, bis in alle Ewigkeit auf irgendwelchen Zombie-Oldie-Shows um den einzigen Hit „Lemon Tree“ zu tanzen. Die Heidelberger Gitarrenpop-Band Liquido hat mit „Narcotic“ ein noch größeres Pfund im Gepäck, das einen durchaus in den Strudel der One-Hit-Wonder ziehen könnte.

Aber clever, wie es die Bewohner von Studentenstädten nun mal sind, hat das Quartett die Gefahr erkannt, auf ewig kinderliedartige Keyboard-Phrasen drücken zu müssen: „Wir streben nicht an, ein zweites ,Narcotic‘ zu schreiben. Wofür? Der Song ist da. Er ist perfekt, warum sollten wir ihn wiederholen?“, fragt sich Gitarrist Tim Eiermann (heißt wirklich so). Statt dessen setzen Liquido auf ihrer zweiten Platte überwiegend auf nicht gerade überkomplexen Fun-Punk, der sich in einem Kontinuum zwischen den Bates, Blink-182 und den „Americana“- Offspring bewegt „At The Rocks“ ist kein Revoluzzer-Album. Das kann wirklich niemand von uns erwarten“, so Eiermann treuherzig. Soviel Selbsterkenntnis ist wohltuend und entspricht der soliden Ohrwurm-Qualität, die Material wie „The Joke Is On You“, „Play Some Rock“, „On The Radio“ oder „Suzanne (Is A Liar)“ zu angenehmen, aber kurzlebigen Begleitern beim Autofahren oder Joggen macht. Aber das ist vielleicht der nordbadische Mittelweg zwischen dem Engler-Sirup und dem Sisyphos-Stress, immer wieder den,,Narcotic“-Stein vor sich herzurollen.

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