Lisa Stansfield – The Moment

Wenn da mal nichts schiefläuft: „Erwachsenen-Pop“ nennt die englische Plattenfirma Lisa Stansfields neues Album. Dabei ist doch allenthalben zu lesen, dass es gar keine echten Erwachsenen mehr gibt, weil wir alle gern bis ins hohe Alter kindisch und unvernünftig bleiben wollen – zwei Eigenschaften, von denen Stansfields sechstes Werk nun wirklich gänzlich unbetroffen ist. „The Moment“ ist tatsächlich Erwachsenen-Pop im übelsten Sinn: blitzblank, schnarchgemütlich und vollabwaschbar. Schmirgelmeister Trevor Horn hat Stansfields bisherige Soul- und Dance-Prägung bei dieser ersten Zusammenarbeit weitgehend glattgebügelt und aufgepoppt. Auch vor Prefab Sprouts „When Love Breaks Down“ wird dabei nicht haltgemacht: Mit perlenden Keyboards und flottem Beat wirkt das Cover wie geradewegs aus der Wir-um-die-45-Discofoxhölle. Natürlich klingt es prinzipiell immer noch hübsch, wenn Lisa Stansfield singt, was wenig hilft, wenn Texte wie Musik in Mainstream-Konventionen versumpfen. „The Moment“ versammelt das ganze Spektrum der Disco-Diva-Powerballade: ein farbloses Liedchen über den stockfischigen Mann, der nicht sagt, was er will, ein Lobpreis auf den einen tollen, der nicht Diamanten noch Blumen bringt, aber die Seele zu berühren weiß, eine Liebeshymne mit dem traditionsreichen Dreiklang „take my heart“, „take my breath away“ und „hold me tight“.

Kurz muss man stutzen, wenn in dem verhalten latinesken „Treat Me Like A Woman“ einmal eine klitzekleine Stelle fast unmerklich ausgeblendet wird, ein four letter-Schmutzwort, das auch im Booklettext ausge-x-t ist – in diesem arglosen Kontext kann man sich allerdings beim besten Willen nicht vorstellen, welche dreckige Unaussprechlichkeit hier gemeint sein könnte.

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